Es soll in diesem Gespräch unter anderem um die Altstadt von Jerusalem gehen, in der Sie seit vielen Jahren leben. Sind Sie eigentlich in der Altstadt geboren?

Ich wurde 1950 in der Altstadt von Jerusalem in dem Haus geboren, in dem meine Mutter heute noch lebt. Wie bereits mein Name andeutet, ist mein Vater armenischer Flüchtling; er kam 1918 nach Jerusalem.

Nach dem Massaker?

Ja, danach. Meine Mutter stammt aus einer ortsansässigen armenischen Familie. Die Armenier lassen sich in zwei Gruppen einteilen: diejenigen, die seit dem 5. Jahrhundert in der gleichen Gegend leben wie heute, in der Umgebung des Jakobusklosters, und diejenigen, die nach den türkischen Massakern gekommen sind. Ich habe am College des Freres in der Jerusalemer Altstadt studiert und mich von Anfang an mit unserer nationalen und kulturellen Identität beschäftigt. 1967 war ich 17 Jahre alt und gehörte wahrscheinlich zur ersten Generation, die sich selbst als jordanisch betrachtete. Die palästinensische Identität sollte verschwinden, und vermutlich hätte dies bei uns funktioniert, wäre nicht der Krieg von 1967 dazwischengekommen. Dadurch gewann das Thema erneut Aktualität, und das gesamte Identitätsverständnis änderte sich.

Fühlten Sie sich vor 1967 als Jordanier?

Ja, denn ich wurde so geboren, war vom jordanischen Schulsystem geprägt. Die erste Melodie, die man spielte, wenn man ein Musikinstrument erlernte, war der königliche Marsch von Jordanien. Ich erinnere mich noch genau daran, daß ich nie Probleme damit hatte - man hörte zwar ständig von Palästina, aber die jordanische Identität, das Nationalbewußtsein

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