der Menschen, die nach Jerusalem kamen, war die Stadt schon immer kosmopolitisch. Ich erinnere mich beispielsweise daran, daß es, als ich etwa zehn, zwölf Jahre alt war, in der Straße, in der ich wohnte und aufwuchs, im christlichen Viertel Andenkenläden gab, die bis Mitternacht geöffnet hatten. Es herrschte rege Betriebsamkeit, und ich weiß noch, daß ich oft in diesen Läden aushalf.

Es bewegte sich aber alles recht langsam, das heißt, es gab keine Versuche, von außen Einfluß zu nehmen. Der Unterschied besteht, glaube ich, darin, daß man, wenn man die Struktur Jerusalems und die Art ihrer Entwicklung betrachtet, oft auf religiöse Heiligtümer aller Art stößt - seien sie moslemisch, christlich oder jüdisch. Und dann gibt es die Ausdehnung der religiösen Gemeinschaften um diese Heiligtümer herum, wobei die j eweiligen Bevölkerungsanteile von Bezirk zu Bezirk, von Gegend zu Gegend variieren. Aber was man nun feststellen kann, ist eine Bewegung von außen nach innen, die alles mitzureißen, den Charakter zu verändern, zu monolithisieren sucht, statt das pluralistische Naturell und die Vielfalt der Stadt zu wahren. Es ist, als versuche man zu verhindern, daß sich die Dinge gewissermaßen natürlich entwickeln. Statt dessen kommt man mit einer bestimmten Ideologie, die darauf ausgerichtet ist, den Charakter der Stadt zu monolithisieren. Und auf die eine oder andere Weise hat man damit in allen Vierteln Erfolg - nur nicht im Herzen, in der Altstadt, weil es nicht möglich ist, dort allzuviel zu verändern. Sie bleibt als Denkmal für den Pluralismus der Stadt bestehen, weil die Palästinenser natürlich in der Altstadt ganz eindeutig die Mehrheit bilden. Unseren Schätzungen zufolge leben in der Altstadt mindestens 26 000 bis 28 000 Menschen, von denen allenfalls 3000 Juden sind. Allen Neubauten und sonstigen Versuchen zum Trotz ist es sehr schwierig, hier etwas zu bewegen. Natürlich muß man die Phasen innerhalb der Altstadt berücksichtigen. Es gab drei Phasen der Über-

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