famiert. Man fragte ihn, was gegen die friedliche Koexistenz, das Zusammenleben von Arabern und Juden einzuwenden sei.

Die anschließende dritte Phase begann im Mai 1990 mit der Übernahme des St.-Johann-Hospizes und den damit verbundenen Spannungen. Bis heute wird der Fall offiziell vor Gericht verhandelt, doch weiß niemand, wann und wo die nächste Sitzung stattfinden wird, weil infolge politischen Drucks auf das griechisch-orthodoxe Patriarchat alles verschleiert wird, da es interne Probleme mit persönlichen Skandalen, Homosexualität, Drogen und was weiß ich gibt. Das Kloster wird unter Druck gesetzt, und die Angelegenheit liegt brach. Auch darin erkennt man das Muster der Charakterveränderung der Stadt wieder.

Falls Jerusalem eines Tages von einer gemeinsamen israelischpalästinensischen Stadtverwaltung regiert werden wird, wie sollte die Stadt dann Ihrer Meinung nach aussehen? Wenn Sie in einer solchen Verwaltung säßen, was für ein Jerusalem wollten Sie dann haben ? Wollen Sie es so erhalten, wie es ist, oder wollen sie es weiter entwickeln?

Am wichtigsten wäre mir, wie bereits gesagt, daß es auf Inklusivität statt auf Exklusivität aufgebaut wäre. Der zentrale Begriff wäre der Pluralismus der Stadt. Ein weiterer Schlüsselgedanke wäre, die Stadt nicht übermäßig auszudehnen. Sie ist bereits zu groß. Auch auf einer Konferenz 1995 in Stockholm wurde der Gedanke geäußert, daß Jerusalem zur Hauptstadt der Welt werden könnte. Moshe Amirav schlug vor, die Vereinten Nationen und die Arabische Liga nach Jerusalem zu holen. Ich sagte: "Langsam, langsam, Moshe!" Wir haben jetzt schon von allem zuviel: zuviel Verkehr, zu viele Bauvorhaben. Wir sollten uns kein allzu größenwahnsinniges Idealbild von der Stadt entwerfen. Sie ist bereits groß genug. Auch das

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