Diese Einwanderung hat auch eine soziale Schichtung ergeben. Die großen, reichen Familien leben hier alle seit Hunderten von Jahren, die Husseinis, die Nashashibis und so weiter; das war die Oberschicht in Jerusalem.

Bis in die dreißiger, vierziger Jahre bildeten sie die Oberschicht, und die Palästinenser aus Hebron machten für sie die schmutzige Arbeit. Da sie jedoch sehr fleißig waren, konnten sie allmählich ihre Situation verbessern. Ich glaube, schon in den sechziger Jahren kontrollierten die Khalidis die Hauptwirtschaftszweige Jerusalems, weil viele der alten Familien, für die der Druck durch die Teilung der Stadt 1948 und den Krieg größer geworden war, Jerusalem verlassen hatten.

Fühlten Sie sich als Kind als Jordanier oder Palästinenser oder als beides?

Eigentlich weder noch, sondern als Araber. Meine Kindheit war die Zeit des arabischen Nationalismus unter Gamal Abdel Nasser. Meine Familie, Freunde, Lehrer, alle waren mehr oder weniger Nationalisten - und Nasser war für alle die Symbolfigur. Jeder sprach vom arabischen Nationalismus. Ehrlich gesagt habe ich damals kaum etwas von einer palästinensischen Zugehörigkeit gespürt. Der Panarabismus war die dominierende Bewegung. Ich habe damals aber auch schon etwas vom Kommunismus gehört; in der Altstadt gab es mehr oder weniger starke kommunistische Einflüsse, besonders bei den Arbeitern in den Bäckereien und im Baugewerbe. Die Kommunisten hatten damals gute Beziehungen zur jordanischen kommunistischen Partei, die aber illegal war. Alles war damals illegal. Einzig erlaubt war ein Foto von König Hussein.

Selbst die palästinensische Fahne war illegal.

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