Ja, aber als Kind habe ich davon nichts mitbekommen. Ich wußte nicht, was eine palästinensische Flagge ist oder die palästinensische Unabhängigkeit.Wir wollten als Kinder vielmehr - ich erinnere mich an Demonstrationen für die arabische Einheit - alle Nassers Soldaten sein. Er sollte die arabische Einheit herbeiführen, und wir dienten ihm. In meinem Umfeld waren also alle arabische Nationalisten. In der ganzen arabischen Welt war Nassers Stimme die einzige, auf die man hörte: eine Verbesserung unserer Lebensbedingungen kommt nur durch die arabische Einheit, und die Befreiung Palästinas wird nur durch die arabische Einheit erreicht. Meine älteren Brüder haben uns zu den Demonstrationen mitgeschleppt.

Wurde dieser panarabischen Euphorie durch die Besetzung 1967 ein Ende bereitet?

1967 war eine große Niederlage für die arabische Einheit. Damals wollte niemand glauben, daß Nasser seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Damals hatten alle um ihn herum versagt, nur er war fehlerlos geblieben. Als er zurücktrat, gingen wir auf die Straße und schrien: "Nasser, führ' uns wieder!" Wahrscheinlich war die Niederlage so groß, weil wir nicht nur unser Land verloren, sondern auch ideologisch einen Rückschlag erlitten. Das war eine individuelle Niederlage für jeden, der an etwas geglaubt hatte. Sie hat zu einem Schock geführt, aus dem die Menschen erst langsam aufgewacht sind. Noch 1965 war die Al-Fatah die einzige palästinensische Organisation - die anderen waren arabisch oder kommunistisch orientiert -, die versuchte, eine rein palästinensische Bewegung und nicht eine große arabische zu entwickeln.

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