Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, Historiker oder Archäologe zu werden?

Das ist eine interessante Frage - sie ist schwierig zu beantworten. Die Spuren der Archäologie rühren aus meiner Kindheit. Als Kind einer großen Familie mußte ich bei der Arbeit mithelfen - bereits mit zehn Jahren. Damals gab es eine große Ausgrabung in der Altstadt von Jerusalem, durchgeführt von der britischen Archäologin Kathleen Kenyon. Sie war eine faszinierende Frau, groß und kräftig, immer mit einer Zigarre im Mund. Sie beaufsichtigte 400 Leute bei den Ausgrabungen und hatte auch für mich einen Job - ich schleppte in den Ferien unter anderem ihre Koffer. Wir arbeiteten bis zwei Uhr nachmittags, aber ich blieb oft länger auf dem Gelände. Ich unterhielt mich dann mit ihr auf englisch, das lernten wir auf der Straße von den Touristen. Ich saß also neben dieser Dame, so ein kleiner Kerl, und schaute ihr beim Zeichnen zu. Oft habe ich sie nach diesem und jenem gefragt, und sie hat mir geduldig erzählt, was sie macht. Ich denke, Spuren dieser Erfahrung sind in mir geblieben.

Es gab aber auch noch andere Dinge, die mich damals beeinflußten. Nach dem Beginn der Besatzung habe ich parallel zu meinem anfänglichen Chemiestudium in Bir Zeit auch die Vorlesungen im Rockefeller Museum in Jerusalem besucht. Diese versetzten mich innerlich immer in eine gewisse Unruhe, da es immer nur um die Bestätigung der jüdischen Existenz in Palästina ging. Man bekam den Eindruck vermittelt, daß das Land nur in der biblischen Zeit lebendig war. Irgendwie ging es immer nur um eine Rekonstruktion des biblischen Palästina, des biblischen Jerusalem; andere Perioden waren in den Vorlesungen nicht von Interesse. Es gab keine Lehrveranstaltungen über das römische, byzantinische oder islamische Palästina. Das hat mich geärgert. Deshalb wollte ich mich mehr darüber informieren. Dann wurde das erste Insti-

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