tut für Archäologie in Bir Zeit gegründet. Da habe ich dann die Vorlesungen besucht, und was langsam als Hobby begann, ist ein Fachbereich geworden; schließlich bin ich dort geblieben.

Das ist äußerst interessant, denn alle politischen Debatten über Jerusalem berufen sich auf archäologische oder geschichtliche Daten. Wie Sie sagen, konzentrieren sich auf der israelischen Seite die Archäologen und Historiker auf die jüdischen Zeitalter in Jerusalem und ignorieren mehr oder weniger alles, was vorher oder nachher und zwischendurch nicht jüdisch war. Ich habe mich selbst als junger Mensch sehr für Archäologie interessiert, und ein Historiker, der mich sehr beeindruckt hat, ist Philip Hitti, der Palästina und Syrien rein territorial umreißt und Epoche für Epoche, Schicht auf Schicht, eigentlich als eine Gesamtheit betrachtet. Das hat auf mich immer einen großen Eindruck gemacht. Wie sehen Sie das Geschichtsbild Jerusalems?

Für mich persönlich gibt es keine besonders herausragende Epoche in Jerusalem. Jerusalem ist die Summe aller Zeitalter, und ich als Palästinenser sehe diese Kontinuität, alle diese Völker, die in Palästina gelebt haben, egal wie sie hießen: Kanaaniter, Hethiter, Hebräer, Araber, Römer, Griechen - von allen diesen Völkern ist etwas im Land geblieben. Hunderte von Völkern sind durch Palästina gezogen und haben sich zum Teil hier niedergelassen. Das Großartige an diesem Land ist, daß es immer diese Völker absorbiert hat, sie sind ein Teil Palästinas geworden. Ich glaube, daß auch die Israelis irgendwann ein Teil dieses Umfeldes werden. Es kann sein, daß meine eigene Familie römischen oder arabisch-beduinischen oder kurdischen Ursprungs ist. Es gibt Hunderte von Möglichkeiten. Ich glaube nicht, daß man das in dieser Region jemals wirklich trennen konnte. Und das gilt auch für die Geschich-

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