te Jerusalems. Alle historischen Epochen der Stadt hatten einen bestimmten Charakter als Teil einer internationalen Kultur. Demzufolge sehe ich alle Epochen und Kulturen gleich, wenn ich keine politische Archäologie betreiben will. Leider ist die Archäologie sehr belastet und wird zu stark als politisches Instrument mißbraucht.

Vor ungefähr zwei Jahren gab es die erste Begegnung zwischen israelischen und palästinensischen Archäologen. Ich sollte eine Erklärung abgeben, weil ich politisch sehr engagiert war. Ich äußerte meine Befürchtung, daß meine Kollegen auf der palästinensischen Seite die gleichen Fehler machen werden wie die israelischen Archäologen. Archäologie als Studienfach gibt es bei den Palästinensern nämlich erst seit etwa 20 Jahren. Es gibt noch keine berühmten palästinensischen Archäologen, weil sie noch keine Möglichkeiten hatten, richtige Ausgrabungen zu machen. Ich hoffe jedoch, daß sie ihr Fach wirklich als Wissenschaft benutzen werden, um die Kultur hier besser zu verstehen. Ich denke, die Archäologie ist auch deswegen so belastet, weil wir ungeheuer viel von unserer Geschichte, unserer Kultur bereits verloren haben. Es gibt so viel Arbeit, so viel von der Vergangenheit zu restaurieren. Die Palästinenser sind jedoch noch nicht in der Lage, auf die Verfälschung und den Mißbrauch von Archäologie und Geschichte zu reagieren. Aber das wird wahrscheinlich bald anders sein. Wenn sie aber die gleichen Methoden benutzen werden wie die israelischen Kollegen, dann wird das die Probleme vergrößern. Das wäre katastrophal. Ich hoffe, daß die Archäologie nach der politischen Entspannung in der Region nicht mehr in der Form praktiziert wird wie in der Vergangenheit. Ich glaube, daß auch viele meiner israelischen Kollegen das so sehen. In der Vergangenheit mußten sie das Existenzrecht des Staates Israel beweisen und alles auf das historische Judentum zurückführen. Jetzt gibt es jedoch eine Legitimation und Anerkennung nicht nur international, sondern

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