lern als heiligen Ort aus. Seine Amtsanerkennung erfolgte in der El-Aqsa-Moschee, damals noch eine kleine Moschee aus Holz. Er empfing Delegationen von überallher aus der islamischen Welt, die ihm die Ehre gaben und ihre politische Zugehörigkeit demonstrierten. Natürlich hatte diese Art von Legitimation sowohl eine politische als auch eine religiöse Dimension.

Was Sie angesprochen haben, bezieht sich auf das Ende des 7. Jahrhunderts, die Zeit ungefähr 50 Jahre nach der Gründungszeit dieser Dynastie. Damals war Abd el-Malik Kalif. Es gab 692 in Mekka einen Aufstand gegen ihn, geführt von einem gewissen Abdallah Ibn az-Zubair. Dieser lehnte die omaijadische Dynastie ab und berief seine Legitimation auf die Verwandtschaft mit dem Propheten.

Abd el-Malik baute dieses wunderschöne Gebäude in Jerusalem, den Felsendom, für mich eines der schönsten Gebäude der Welt. Es gibt mindestens sieben verschiedene Theorien, warum der Felsendom an diesem Platz steht. Eine Theorie basiert auf politischen Argumenten: Abd el-Malik wollte den Moslems eine Alternative bieten, weil sie wegen des Aufstands nicht nach Mekka pilgern konnten. Daher entschied er sich für eine runde Form, so daß man rund um das Gebäude gehen kann wie in Mekka. Ich lehne diese Theorie übrigens ab. Ich habe die gesamte Literatur dieser Zeit studiert, aber nirgendwo eine theologische Auseinandersetzung mit Abd el-Malik gefunden.

Die zweite Theorie ist hochinteressant. Wenn man den Felsendom betritt, sieht man Koranverse. Diese Verse sprechen von nur einem einzigen Gott. Die Moslems dürfen nur einen Gott anbeten - der Islam kennt nur einen Gott. Das steht unter einer Kuppel, die ähnlich ist wie die der Grabeskirche. Es geht hierbei wahrscheinlich um eine theologische Auseinandersetzung mit dem Christentum. Die Grabeskirche steht genau gegenüber, und so findet eine theologische Auseinan¬

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