Moslems und orthodoxe Juden, die sich wohl schnell verständigen können. - Nun aber zu einem anderen Thema. Woher kommt die Idee, daß Jerusalem ein islamischer Waqf, eine religiöse Stiftung, ist?

Es gibt im Koran einen Vers, der wie die Sure 17 von der Himmelfahrt Mohammeds spricht und in dem Gott quasi das Heiligtum der El-Aqsa-Moschee segnet. Dadurch wurde das ganze Gebiet von Gott als islamische Stiftung gesegnet. Das ist die Theorie. Praktisch wurden im Laufe der Jahrunderte viele Gebiete Palästinas und Jerusalems nach und nach zum Waqf erklärt. Viele Herrscher haben Dörfer oder Ländereien als Heiligtum gestiftet. Ein Großteil der Fläche Palästinas wurde somit als Waqf deklariert. Die meisten Theologen berufen sich dabei auf den Koran, der von Gott gesegnet ist, und dementsprechend darf auch auf kein Stück heiligen Bodens verzichtet werden.

Es gibt doch aber im Islam und im Judentum gewisse Strömungen, die besagen, daß die Erhaltung von Leben wichtiger ist als diese Idee vom Waqf.

Ich glaube, daß die Erhaltung von Leben im Islam keine Bedeutung hat, wenn ein islamisches Land in Gefahr ist. Der von Ihnen angesprochene Gedanke ist eine moderne Idee, die keine Basis in der islamischen Theologie gefunden hat. Der Jihad ist eine absolute Pflicht für die Moslems, wenn ein Teil eines islamischen Landes besetzt ist. Wir können dafür Hunderte von Belegen in der islamischen Theologie und Tradition finden. Es gibt heute aber auch schon "Realo-Theologen", die wirklich realistisch denken und in theologischen Gutachten festhalten, daß die Erhaltung von Leben wichtiger ist als das Land. Ich glaube, die absolute Mehrheit der Palästinenser ist heute säkular orientiert. Sie berufen sich nicht

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