nensische Regierungsviertel mit dem Parlament entstehen, und die Israelis werden das vorzüglich finden. Es wird zwei Machtzentren geben, aber alles wird sich nur langsam entwickeln. Grundlage dafür ist jedoch, daß die Juden, die die Araber hassen, eingestehen, daß so etwas wie ein palästinensisches Kollektiv existiert. In dem Moment, in dem das geschieht, sehen die Dinge anders aus. Bis dahin können aber noch 30 bis 50 Jahre vergehen. Im Friedensprozeß wird es nicht von heute auf morgen zu einer endgültigen Übereinstimmung kommen, und die Teilung in zwei Staaten wird lange dauern. Uri Avnery sieht das jedoch anders.

Seit dem Golfkrieg von 1991 ist Ostjerusalem fast hermetisch von seinem Umland abgeriegelt. Die Altstadt lebt aber vor allem vom Tourismus und dem Handel mit Städten wie Ramallah, Bethlehem oder Hebron. Durch die Trennung gibt es nahezu keine Handelsmöglichkeiten mehr für die Palästinenser in Jerusalem. Viele von ihnen ziehen daher aus der Stadt weg und verlagern ihre Geschäfte direkt nach Ramallah oder Bethlehem. Im wirtschaftlichen Bereich findet also eine starke Veränderung statt.

Wird die Absperrung fortgesetzt, wird sie alles zerstören, was wir scheinbar überwunden haben. Allerdings bin ich nicht davon überzeugt, daß die Absperrung Jerusalem wirklich total abschließt. Dennoch erschwert sie die Verbindung mit dem Hinterland, das ist richtig. Man muß aber auch verstehen, warum die Absperrung errichtet wurde. Sie entstand, weil die Israelis andernfalls die Trennung auf der Ebene der Stadtverwaltung hätten durchführen müssen, und das hätte eine vollständige politische Teilung bedeutet. Das wäre selbstverständlich auch vom Sicherheitsstandpunkt aus idiotisch gewesen. Deshalb wurden die Sperren im Norden und im Süden errichtet. Das Ergebnis davon ist, daß die Abtrennung vor al-

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