mochten diese Leute nicht sonderlich. Und jeder, der Geld hatte, floh nach außerhalb, um keine Steuern zu zahlen. Die Stadtverwaltung störte sich nicht daran. Als Ergebnis davon entstand aber ein Stadtbild, das wirklich nicht schön ist. Die arabischen Viertel wurden mehr und mehr eingeengt, und Stadtplanung war den Arabern nicht erlaubt.

Was Jerusalem aber am meisten schadet, ist der Baustil der Israelis. Er zerstört die Stadt gänzlich. Das Problem dabei ist, daß in Israel von öffentlicher Hand gebaut wird. Alles ist in kollektivem Besitz. So verwandelt sich das ganze Stadtbild; aus einem Tal wird eine Höhe, und eine Höhe wird zu einem Tal. Und die ganze Stadt löst sich auf. Auch das ist ein wichtiger Punkt. Früher wußte man genau, wann man Jerusalem erreicht hatte. Es war sichtbar, gleichgültig aus welcher Richtung man kam. Von Osten her war es am dramatischsten. Man sah die Türme auf dem Öl- und Skopusberg. Dieser Bergrükken war wie ein Wegzeichen. Heute gibt es das in der Form nicht mehr, denn vorher schon erreicht man Maale Adumim, das sich immer mehr in Richtung Jericho ausdehnt. Im Westen erstreckt sich Jerusalem heute schon fast bis Beit Shemesh, und im Süden geht es bereits in Bethlehem über. Früher war das alles anders. Da war Jerusalem eine Stadt, in die man zu Fuß gelangen konnte. Aber so eine Stadt muß irgendwo beginnen, sonst hat es keinen Sinn. Heute jedoch löst sich Jerusalem in gewisser Weise auf. Die Stadt hat bereits keine festen Umrisse mehr.

Früher dachte man noch, die Ausdehnung der Stadt begrenzen zu müssen; aber dieser Gedanke wurde bereits vor langer Zeit verworfen. Ich denke, daß diese Entwicklung auch noch nicht aufhört. Im Gegenteil: sie wird schlimmer. Heute sieht man sogar schon, wie Ramallah, Bethlehem und andere Orte ihren Charakter verlieren. Das alles ergibt sich daraus, daß immer mehr Menschen zusammenströmen - bis es eines

213