verschärfte sich zu einem regelrechten Dilemma und Chaos. Zu Beginn der Besatzung lautete das oberste Gebot, keinen Palästinenser umzubringen, auch wenn man ihn des Verrats bezichtigte. Man fiel von einem Extrem ins andere, so daß viele Palästinenser Kontakt mit den Besatzern aufnahmen und zu Kollaborateuren wurden. Dies verlieh ihnen eine äußerst starke Position. Als die Intifada begann, wurden alle aufgefordert, nicht mehr zu kollaborieren und sich zu ihrem Volk zu bekennen. Aber nicht alle verhielten sich aufrichtig. Einige von denen, die erklärten, sie seien keine Kollaborateure mehr, arbeiteten weiter mit den Besatzern zusammen. Dann hieß es plötzlich wieder, man müsse diese Leute umbringen. Und wieder wurden dieselben Fehler begangen, und wir kamen an den Punkt, wo wieder Unschuldige starben, weil sie fälschlich der Kollaboration bezichtigt wurden.

Wird Haj Amin von den Palästinensern heute immer noch so negativ gesehen wie früher?

Ich glaube, daß sich die Haltung ihm gegenüber nach seinem Tode gewandelt hat. Nicht weil er gestorben war, sondern weil sich die Verhältnisse in der arabischen Welt nach seinem Tode zu ändern begannen. Als Anwar el-Sadats Wandel bezüglich der Haltung Israels und dem Zionismus gegenüber einsetzte, begannen die Menschen, Vergleiche mit Haj Amin al-Husseini anzustellen, der für eine bestimmte politische Position stand, aus der er nie einen Hehl gemacht hatte. Er hatte bis zu seinem Tode an seiner Linie festgehalten, nicht wie andere Führungspersönlichkeiten, die ihre Taktik zu ändern begannen, indem sie plötzlich akzeptierten, was ihr Volk die ganze Zeit über ablehnen sollte. Daher begannen die Leute, die Geschichte Haj Amin al-Husseinis von dessen Standpunkt aus neu zu diskutieren; man bewertete seine Herrschaft positiver.

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