wäre er nur Geist geblieben. Dieses physische Element bleibt in unserer Religion sehr wichtig, bleibt eines von zwei Elementen: Wir sind Geist, aber auch Körper. Daher benötigen wir auch alle diese physischen Bestandteile für unsere Liturgie. Sie ist nicht nur geistig, sie besteht auch aus dem Gesang, den Gesten, den Zeichen. Wir sind keine Geistwesen, wir sind Menschen aus Fleisch und Blut - so hat uns Gott gemacht. Und von daher brauchen wir den geographischen Ort Jerusalem. Darüber hinaus sind wir hier als Christen auch ein Volk. Natürlich sind alle Christen der Welt ein Volk, Volk Gottes. Gleichzeitig hat jeder Christ aber sein eigenes Heimatland, seine eigene Nationalität. Die hiesigen Christen haben ihre Nationalität und ihr Heimatland hier. Als Christen und als Volk brauchen sie Jerusalem. Sie brauchen Jerusalem in zweifacher Hinsicht: weil sie ein Volk mit einem Land sind und weil sie diesen Glauben haben, der sie mit Jerusalem verbindet.

Das führt mich zur Frage der religiösen Bedeutung der Frömmigkeit. Auf jüdischer Seite gibt es das Gedenken Jerusalems im täglichen Gebet. Sie sagten aber, die Kirche Jerusalems sei eine Kirche der Pilger; macht das den christlichen Frömmigkeitsaspekt Jerusalems aus?

Die Juden bestehen auf Jerusalem, weil für sie Jerusalem alles war. In Jerusalem stand der Tempel. Für uns ist Jerusalem, die Stadt an sich, nicht ein Objekt der Anbetung, des Kultes. Sie ist ein Objekt der Verehrung, weil sie die heiligen Stätten enthält. Das Objekt unserer Anbetung aber ist Jesus selbst, nicht Jerusalem. Daher besteht für uns keine Gefahr des Götzendienstes. Jerusalem ist die heilige Stadt, der von Gott auserwählte Ort, aber sie ist nicht das Objekt unserer Anbetung. Daher denken wir nicht an Jerusalem wie die Rabbiner, obwohl wir dieselben Lieder, denselben Psalter verwenden, der ja voll von der Erwähnung Jerusalems ist. - Die Menschen

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