fächeren Dinge besinnen. Ich kann das natürlich nur empfehlen, aber nicht befehlen.

Lassen Sie uns zum Friedensprozeß und den Lösungsvorschlägen für Jerusalem übergehen. Es gibt eine Vielzahl von Interpretationen und Formulierungen: Manche sprechen vom "Friedensprozeß", andere von "einem Prozeß, der zum Friedenführt oder führen könnte". Was sagen Sie - nicht als Politiker, sondern als Bischof Ihres Volkes - zur palästinensischen Position innerhalb des Friedensprozesses?

Hier in diesem Land sind beide Seiten fast hundert Jahre lang seit Beginn dieses Jahrhunderts - in Form von Krieg und Gewalt miteinander umgegangen. Aber die Israelis haben dabei etwas erreicht: Sie haben ihren Staat geschaffen - durch Gewalt und Krieg. Die Palästinenser haben stets verloren - durch Gewalt und Krieg.

In der Menschheitsgeschichte stellte der Krieg ein ganz normales Mittel dar, Rechte durchzusetzen, ob gerecht oder ungerecht. Und nun sucht man in dieser Region einen Dialog, statt die Gewalt fortzusetzen. Daher sage ich als Mensch, als Bischof, daß dies der wahre Weg ist, nicht nur für uns hier, sondern für die gesamte Menschheit: Probleme müssen durch Dialog gelöst werden; niemand kann sein Heil in Krieg und Gewalt suchen. Denn selbst wenn man auf Krieg und Gewalt zurückgreift, steht am Ende der Dialog. Um Frieden zu schließen, muß man sich zusammensetzen und einen Dialog führen. Warum sollte man also nicht einen Vertrag schließen, bevor man zu den Mitteln von Krieg und Gewalt greift? Ich weiß, das scheint unmöglich, aber dahin geht mein Idealismus. Meiner Meinung nach sollten die Menschen lernen, anders zu leben, als sie es in der Geschichte getan haben. Die Geschichte der Menschheit bräuchte keine Geschichte von Kriegen zu sein.

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