Achtzig Thesen für ein neues Friedenslager

Ein Entwurf von Gush Shalom

Die von Uri Avnery formulierten Achtzig Thesen wurden am

13. April 2001 als Anzeige von Gush Shalom in der israelischen Tageszeitung "Haaretz" veröffentlicht. Als Einstieg in eine öffentliehe Debatte innerhalb und außerhalb Israels gedacht, dokumentieren sie das Bemühen der jüdisch-israelischen Friedenskräfte, in einer politisch schwierigen Situation die 'Wahrheit über den israelisch-palästinensischen Konflikt zu verbreiten.

1. Der Friedensprozess ist zusammengebrochen - und hat einen großen Teil des israelischen Friedenslagers mit sich gerissen.

2. Vorübergehende zufällige Umstände wie persönliche oder parteipolitische Querelen, Versäumnisse der Führung, politischer Egoismus sowie interne und globale politische Entwicklungen sind nur wie Schaum auf den Wellen. So wichtig sie sein mögen, sie können den totalen Zusammenbruch nicht hinreichend erklären.

3. Die wahre Erklärung kann nur unter der Oberfläche gefunden werden, an den Wurzeln des historischen Konflikts zwisehen den beiden Völkern.

4. Der Madrid-Oslo-Prozess scheiterte, weil beide Seiten versuchten, Ziele zu erreichen, die nicht miteinander in Einklang gebracht werden konnten.

5. Die Ziele beider Seiten werden von ihren nationalen Grundinteressen her bestimmt, die von ihrer historischen Geschichtsauffassung, von ihren verschiedenen Ansichten über den 120 Jahre andauernden Konflikt geformt werden. Die nationalisraelische Geschichtsversion und die national-palästinensische

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