Problem, das in seiner Unglaublichkeit die absurde, beinahe paradoxe Lage symbolisiert. Ein großer Teil der Siedlungen wurde seinerzeit von Leuten errichtet, deren einziges praktisches Ziel es war, gerade diesen Frieden zu verhindern, der jetzt zustande kommen soll. Das sind die religiösen Fanatiker, messianische Fundamentalisten mit einer extrem rechtsradikalen Ideologie, denen weder Demokratie noch Menschenrechte heilig sind, sondern nur die Vorstellung von "Erez Israel". Sie haben ihre Siedlungen - manchmal illegal, manchmal mit unwilliger oder williger Zustimmung der jeweiligen israelischen Regierung - errichtet, um die Rückgabe der besetzten Gebiete zu blockieren. Jetzt hat Rabin seinen Partner Arafat dazu gebracht, einen Vertrag zu unterschreiben, nach dem keine dieser Ordensbürgen in den nächsten fünf Jahren abgezogen werden soll. Die fanatischen Friedensfeinde sind also praktisch in diesen Frieden eingebaut. Rabin sieht sich in der prekären Lage, auch jene Siedlungen verteidigen zu müssen, gegen deren Errichtung er und seine Arbeitspartei auf das Schärfste protestiert hatten, gerade weil sie mit Vorbedacht als Minen auf dem Weg zum Frieden gelegt worden sind. Und den Polizeistreitkräften Arafats wird die Rolle zugewiesen, die ihnen über alles verhassten Siedler vor ihren palästinensischen Nachbarn, denen sie Boden und Wasser abgenommen haben, zu beschützen. Täglich wird klarer, dass das so gut wie unmöglich ist. Aber Rabin will keine einzige Siedlung aufgeben. Also muss man (buchstäblich) damit leben, obwohl kein Offizier bereit ist, das Leben der Siedler zu garantieren. Und die Siedler denken gar nicht daran, dort friedlich zu leben - ganz im Gegenteil: Sie versprechen, auf jeden bewaffneten palästinensischen Polizisten zu schießen. Es wird zu einer Willensprobe aller Seiten kommen.

Aber das Jahr 1993 kann sagen: Das passiert nicht mehr während meiner Wache. Ich habe genug getan. Ich war das Jahr des historischen Durchbruchs. Jetzt soll sich das Jahr 1994 den Kopf darüber zerbrechen.

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