Er war der Prototyp dieser Generation, so wie seine Eltern die typischen zionistischen Gründer waren. Seine Mutter, Rosa Cohen, ist auf dem Foto einer Kundgebung zum 1. Mai in den zwanziger Jahren in Tel Aviv verewigt. Stolz trägt sie die rote Fahne voraus, unerschütterlich in ihrer sozialistisch-zionistisehen Überzeugung. Auch der Vater widmete jede freie Stunde der Haganah, der illegalen Verteidigungsorganisation.

Für diese ganze Generation war es selbstverständlich, zu kämpfen und nicht zu zweifeln, auszuführen und nicht zu fragen, "das Volk auf den Schultern zu tragen", wie es hieß - auch buchstäblieh. Als die Schiffe mit illegalen Einwanderern nach dem Holocaust bei Nacht und Nebel an der Küste Palästinas landeten, wateten Rabin und seine Kameraden ins Wasser, um Kranke und Kinder auf ihrem Rücken ans Ufer zu bringen.

In der Schule war allen Jungen klar, ihr Leben müsse dem Volk gewidmet werden - im Kibbuz, der Wehrsiedlung, die nicht nur eine gerechte Gesellschaft schaffen, sondern auch militärischer Vorposten im Kampf um das Land sein sollte. Darum besuchte Rabin die Landwirtschaftsschule Kaduri beim Berg Tabor und wollte Bewässerungswirtschaft studieren.

Anstatt der Wasserleitungen wählte er jedoch Gewehrläufe. Mit kaum 18 Jahren kam er zur Palmach, der ersten stehenden Truppe des zionistischen Gemeinwesens in Palästina. Sie gehörte zur Haganah, der illegalen Miliz der zionistischen Führung, und wurde während des Zweiten Weltkriegs von den Briten geduldet, da sie im Fall eines deutschen Sieges im Nahen Osten einen Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht führen sollte.

Rabin wurde schnell Kompanieführer. Nachdem die Gefahr eines deutschen Durchbruchs durch die Schlacht bei El-Alamein gebannt worden war, konnte sich die Palmach auf ihre wahre Aufgabe konzentrieren: den Kampf gegen die Palästinenser. Rabin und seine Kameraden waren in diesen Konflikt hineingeboren - der Krieg bestimmte ihre Geisteswelt, ihren ganzen Lebenslauf, ihre Lieder und ihre Witze. Er war das Zentrum der Wirklichkeit, in der sie aufwuchsen. Seine Frau, Lea Schloßberg aus Königsberg, lernte ihn auf der Straße kennen, als er ei¬

57