Ein verlorener Krieg

Acht Tage nach Ariel Sharons

Besuch auf dem Tempelberg

6. Oktober 2000

Militäraktionen sprechen für sich selbst. Ihre Ergebnisse liegen offen zutage. In den jüngsten kriegsähnlichen Auseinandersetzungen wurden etwa 70 Palästinenser (einschließlich elf israelischer Araber) getötet, einige Tausend wurden verwundet, viele von ihnen schwer. Auf der israelischen Seite wurden zwei Soldaten getötet und ein paar Dutzend verwundet, fast alle von ihnen leicht.

Was geht daraus hervor? Das israelische Militär hat für diesen Krieg seit Monaten trainiert. Der Generalstabschef verkündete im Voraus, dass man Kampfhubschrauber, Raketen und Panzer verwenden werde. Aber von der Hauptwaffe sprach man nicht: von den Scharfschützen.

Der Scharfschütze ist ein Soldat oder ein Polizist, dessen Job es ist, zu töten. Es ist offensichtlich, dass die israelischen Scharfschützen im Training, das diesem Krieg vorausging, gründlich ausgebildet wurden. Der Scharfschütze ist darauf trainiert, auf eine Menge von Demonstranten zu blicken, ein Ziel auszuwählen und den Kopf oder die obere Körperhälfte zu treffen. Es werden spezielle Kugeln verwendet, um sicherzustellen, dass das Opfer gleich oder im Krankenhaus stirbt.

Diese Methode gründet auf einer einfachen Prämisse: "einen hohen Preis zu fordern", wie es in der merkwürdigen Fachsprache der Generäle heißt. Die Planer dachten, dass die Palästinenser von sich aus die Konfrontation beenden und kapitulieren würden, wenn sie ihnen möglichst hohe Opfer zufügten.

Während der Kämpfe rühmten sich die Generäle mit Aussagen wie: "Wenn wir gewollt hätten, dann hätten wir noch viel

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