die Polizei sich richten. Die Palästinenser andererseits sind noch nicht darauf trainiert worden, ihre Waffen in dieser Weise anzuwenden. Im Fernsehen konnte man beobachten, wie palästinensische Soldaten planlos drauflosschießen. Dies erklärt die ungleiche Verteilung der Todesfälle auf beiden Seiten.

Die Praxis des vorsätzlichen Tötens ist ganz offensichtlich unmoralisch. Vielleicht ist sie sogar nach israelischem Gesetz illegal und einer der Befehle, über dem nach den Worten eines israelischen Militärrichters die "schwarze Fahne der Illegalität weht". Zweifellos widerspricht diese Praxis den internationalen Kriegsgesetzen. Die Palästinenser reden schon davon, vor das internationale Kriegsverbrechertribunal zu ziehen, das gerade eingerichtet wird. Ich beneide General Shaul Mofaz nicht um die Position, in die er gerät, wenn es so weit kommt.

Aber selbst von einem streng militärischen Gesichtspunkt aus ist diese Praxis kontraproduktiv. Die Exekutionen "befrieden" ein bei Generälen weltweit beliebter Ausdruck - nicht. Sie erreichen damit genau das Gegenteil: Jedes Begräbnis weckt Räeher, jedes Grab vertieft den Hass und hat noch mehr Todesfälle zur Folge. Die herkömmlichen, nicht tödlichen Mittel, Unruhen ohne Eskalation unter Kontrolle zu bringen, wären sinnvoller gewesen.

Die Denkweise der Generäle, die diese Operationen geplant und ausgeführt haben, gibt Anlass zu traurigen Überlegungen. Wir hatten einmal Kommandeure mit moralischen Überzeugungen, so wie Yitzhak Sadeh und Shimon Avidan und intellektuelle Generäle wie Yigal Allon und Moshe Dayan. Innerhalb einer Generation haben wir Generäle bekommen, die ihren schlechtesten amerikanischen und russischen Kollegen ähneln, Generäle, die an die brutale Gewalt glauben. Sie sind überall geschlagen worden - von Vietnam bis Afghanistan. Unsere wurden im Libanon geschlagen, und sie machen so weiter.

Der Gebrauch von Kampfhubschraubern und Raketen beschwört eine Katastrophe herauf. Früher oder später wird unvermeidlich so etwas geschehen wie im April 1996 in Kafr Kana während der "Operation Früchte des Zorns" im Libanon: Ein

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