beider Seiten waren zu vage formuliert. Diese Fehler waren nicht das Ergebnis von Nachlässigkeit, wie viele - besonders Palästinenser - glauben, sondern sie waren absichtlich in das Abkommen eingebaut worden, und zwar von israelischen Offizieren, die - auf Wunsch von Rabin - im letzten Augenblick noch eine Vielzahl von Paragraphen veränderten.

Im israelischen Friedenslager erkannten viele diese Fehler ganz deutlich, aber nach einer hitzigen internen Debatte entschieden die meisten von uns, das Abkommen trotzdem zu unterstützen. Unser Hauptargument war, dass nach der historischen gegenseitigen Anerkennung eine unwiderrufliche Friedensdynamik den Prozess vorwärts bringen würde.

Ich bin noch heute davon überzeugt, dass das Oslo-Abkommen zum Frieden geführt hätte, wenn der Prozess schnell vorangebracht worden wäre. Zu jener Zeit baten wir Rabin, die Warnung des früheren britischen Premiers David Lloyd George zu beachten, der über das irische Problem sagte: "Ein Abgrund kann nicht mit zwei Sprüngen überwunden werden." Rabin, ein ehrenwerter, aber zögerlicher Mensch, fürchtete sich, die Dinge schnell voranzutreiben. Er selbst klopfte den ersten Nagel in den Oslo-Sarg, indem er erklärte: "Es gibt keine heiligen Termine." Dadurch rechtfertigte er die ersten Verletzungen des Abkommens und gewährte so den widerstreitenden Kräften in Israel die Zeit, um sich für einen Gegenangriff zu formieren.

Unter den Palästinensern verursachte das Abkommen zunächst eine gewaltige Euphorie. Ich war am Tag der Unterzeichnung Augenzeuge des Freudenausbruchs. Angriffe auf Israel blieben lange Zeit aus. Die Palästinenser waren davon überzeugt, dass als Gegenleistung für ihre große Konzession in Oslo - sie verzichteten offiziell auf 78 Prozent vom Mandatsgebiet Palästina - bald der palästinensische Staat in allen besetzten Gebieten, einschließlich Ostjerusalem, errichtet werden könnte.

Das geschah jedoch nicht. Jede der nachfolgenden israelischen Regierungen weigerte sich, ihre Verpflichtungen zu erfüllen, indem sie behauptete, die andere Seite hätte das Abkommen ebenfalls verletzt. Israel hat bis heute die dritte Stufe des Truppenabzugs noch nicht umgesetzt, die schon vor drei Jahren fast

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