tigen Zeit abgeerntet und zur Olivenpresse gebracht werden, wo die goldene Flüssigkeit herausgepresst wird, das Olivenöl. Das sind Tage der Freude.

Eine ganze Familie kann von nur zehn Olivenbäumen leben. Ohne diese kann sie jedoch nicht existieren. Je härter nun die Besatzung ist, je mehr sie die Bewegungsfreiheit und den Lebensunterhalt erschwert, umso abhängiger werden die Dorfbewohner von den Olivenbäumen.

Deshalb sind die Aktionen der Siedler so heimtückisch. Sie versuchen, die Ernte zu verhindern, die Früchte zu stehlen oder die Bäume abzubrennen. Ihre Aktionen erinnern an eine der schlimmsten in der Bibel beschriebenen Taten, eine ewige Schande: die Geschichte von Naboths Weinberg (1 Könige 21):

"Naboth, der Jesreeliter hatte einen Weinberg in Jesreel, sehr nahe am Palast des Ahab, des Königs von Samaria. Und Ahab redete mit Naboth und sprach: Gib mir deinen Weinberg, ich will mir daraus einen Gemüsegarten machen, weil er so nah an meinem Hause liegt. Ich will dir einen besseren Weinberg geben als diesen oder wenn es dir gefällt, will ich dir Geld dafür geben. Und Naboth sagte zu Ahab: Das lasse der Herr fern von mir sein, dass ich dir meiner Väter Erbe geben sollte..." Das Ende der Geschichte ist bekannt: Isebel, die Frau von Ahab, ließ falsehe Zeugen kommen, und Naboth wurde zu Tode gesteinigt. So erhielt Ahab den Weinberg. Am Ende aber leckten die Hunde das Blut von beiden, von Ahab und Isebel.

Im Vergleich zu den Siedlern von heute, war die boshafte Isebei allerdings noch ein Beispiel von Rechtschaffenheit. Die Siedler bemächtigen sich der Olivenhaine der Dorfbewohner ohne Bezahlung oder ohne eine andere Form der Entschädigung. Sie schießen nur. So wurde ein palästinensischer Junge von ihnen erschossen, während er Oliven pflückte, und Hunderte von Palästinensern wurden vertrieben.

Fast jedes palästinensische Dorf hat Olivenhaine, die an irgendeine Siedlung oder an einen so genannten Außenposten grenzen, der nun von Siedlern kontrolliert wird. Wenn sich die Besitzer nähern, um den Boden unter den Bäumen für die Ernte

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