alle Getöteten haben Eltern, Geschwister, Cousins. Jeder von ihnen ist ein potenzieller Selbstmordattentäter.

• Von alledem abgesehen leben die Familien am Rande einer Hungersnot und die Kinder leiden an schwerer Unterernährung. Die Väter, die ihren Kindern nichts zu essen geben können, sind verzweifelt. Jeder ist ein potenzieller Selbstmordattentäter.

• Hunderttausende werden wochen-, ja monatelang unter Ausgangssperre festgehalten, acht Personen in ein, zwei Räumen zusammengepfercht. Eine Hölle, wie man sie sich kaum auszumalen vermag. Währenddessen amüsieren sich die Siedler auf der Straße und werden von den Soldaten auch noch beschützt. Ein Teufelskreis: Die Attentäter von gestern verursachen die Ausgangssperre, die Ausgangssperre schafft die Attentäter von morgen.

• Hinzu kommt die totale Demütigung, die jeder einzelne Palästinenser ohne Unterschied des Alters, des Geschlechtes, der sozialen Schicht in jedem Augenblick seines Lebens erfährt. Das ist keine abstrakte Demütigung, sondem eine sehr konkrete. Auf Leben und Tod von den Launen eines 18-jährigen Soldaten auf der Straße oder an den unzähligen Checkpoints abhängig zu sein, an Straßensperren, die ein Palästinenser passieren muss, egal, wohin er will, während Siedlerbanden unkontrolliert vorbeifahren oder palästinensische Dörfer "besuchen", Besitz beschädigen, die Oliven der Dorfbewohner stehlen oder deren Bäume in Brand setzen dürfen.

• Ein Israeli, der dies nicht gesehen hat, kann sich ein solches Leben nicht vorstellen, eine Situation, in der "jeder Bastard ein König" und "der Sklave Herr geworden ist", eine Situation bestenfalls voller Flüche und Rempeleien, in vielen Fällen aber Drohungen mit Waffen, zuweilen mit tatsächlichen Schüssen. Damit sind noch nicht die Kranken auf dem Weg zur Dialyse erwähnt, die hochschwangeren Frauen auf dem Weg zum Krankenhaus, die Studenten und Schüler, die ihren Unterricht, die Kinder, die

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