Es ist okay, belgische Schokolade zu essen

22. März 2003

Esst keine belgische Schokolade mehr", befahl der israelisehe Konsul in Florida der großen jüdischen Gemeinde. In Israel schwollen die antibelgischen Flüche zu einem ohrenbetäubenden Crescendo an. Mieses Belgien! Verrücktes Belgien! Größenwahnsinniges Belgien! Und immer wieder: antisemitisches Belgien! Neonazi-Belgien! Der israelische Botschafter wurde natürlich aus Brüssel zurückgerufen. Kein Wunder! Denn wie könnte Israel einen Botschafter in der Weltstadt des Antisemitismus halten?

Dieser Sturm brach los, nachdem ein belgisches Gericht entschieden hatte, dass Ariel Sharon für die ihm zur Last gelegten Kriegsverbrechen verklagt werden kann, allerdings erst, wenn er seine Amtszeit als Ministerpräsident von Israel beendet hat. Israels Armeeoffiziere, die 1982 etwas mit den Massakern in den Flüchtlingslagern von Sabra und Shatila zu tun hatten, könnten schon jetzt angeklagt werden.

Im israelischen Fernsehprogramm drückte es ein Moderator folgendermaßen aus: "Das antisemitische Belgien wünscht, Offiziere eines anderen Landes für Verbrechen, die in einem dritten Land begangen wurden, zu verurteilen, während die Angeklagten keinerlei Verbindung zu Belgien haben, sich nicht auf belgischem Territorium befinden und die ganze Sache nichts mit Belgien zu tun hat. Das ist Größenwahn, wirklich eine Sache für den Psychiater!"

"Sehr merkwürdig!", erwiderte ich im selben Programm. "Ich glaube, mich an einen Fall erinnern zu können, wo das Land A in einem Land B den Bürger eines Landes C gekidnappt hat, der im Land D Verbrechen gegen die Bürger der Länder E, F,

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