Aber wünscht Arafat wirklich Frieden? Die meisten Israelis können sich so etwas gar nicht vorstellen. Wie sollten sie auch? Hörten sie jemals die wahre Geschichte? Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich Folgendes erzählen: Am Ende des Oktoberkriegs 1973 folgerte Arafat, dass es, wenn die Armeen Ägyptens und Syriens nach ihren unerwarteten glänzenden Anfangssiegen besiegt würden, keine militärische Lösung dieses Konflikts geben werde. Wie gewöhnlich entschied er schnell und allein. Erwies den ihm nahe stehenden Said Hamami an, in London einen Artikel zu veröffentlichen, der ein israelisch-palästinensisches Friedensabkommen mit politischen Mitteln befürwortete. Dies veranlasste mich, mich im Geheimen mit Hamami zu treffen, und seitdem habe ich Arafats Maßnahmen aus der Nähe verfolgt.

Für die Palästinensische Nationalbewegung war die vorgeschlagene Wende radikal: ein politischer Prozess anstelle des alleinigen Vertrauens auf den "bewaffneten Kampf". Ein Friedensabkommen mit Israel, das 78 Prozent des palästinensischen Landes in Besitz genommen und die Hälfte des palästinensischen Volkes aus seiner Heimat vertrieben hatte? Das erforderte eine geistige und politische Revolution, und seit 1974 fördert Arafat diese Revolution vorsichtig, aber entschlossen - Schritt für Schritt. (Ich konnte diese Schritte verfolgen, zuerst durch Said Hamami und Issam Sartawi, später durch persönlichen Kontakt mit Arafat.) 1988 übernahm der Palästinensische Nationalrat - nach einer Reihe von ambivalenten Resolutionen - zu guter Letzt diese Linie ausdrücklich. Abbas war mit diesem Prozess von Anfang an eng verbunden.

Während jener Periode widersetzten sich Yitzhak Rabin und Shimon Peres aktiv dieser Entwicklung. (Auch hier bin ich persönlich Zeuge, da ich mehrere Botschaften von Arafat an Rabin überbracht habe.) Es muss um der historischen Wahrheit willen klar herausgestellt werden: Nicht Rabin und Peres waren die geistigen Väter von Oslo, sondern Arafat und Abbas. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Peres und nicht an Abbas war deshalb eine große Ungerechtigkeit.

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