entstand der Konflikt, der uneingeschränkt bis heute - und besonders heute - andauert; ein Konflikt, der schon in die fünfte Generation geht und der unser ganzes Leben bestimmt.

Er begann mit Stöcken und Steinen. Als ich mit 15 Jahren einer terroristischen Untergrundorganisation beitrat, um gegen die britische Kolonialregierung zu kämpfen, hatten wir schon Pistolen. Heutzutage setzt unsere Armee Panzer, Kanonen, Kampfflugzeuge und Hubschrauber ein und die Palästinenser Selbstmordattentäter. Und überall im Nahen Osten gibt es Massenvernichtungswaffen, biologische, chemische und atomare.

So ein Konflikt erzeugt Hass, Vorurteile und Angst, hauptsächlich Angst. Jede Seite verteufelt die andere, Propaganda ersetzt die Vernunft, Mythen entstellen die Wahrheit. Jede Seite sieht nur die Gräueltaten der anderen und ignoriert die eigenen, jede glaubt an ihr absolutes Recht und an das absolute Unrecht der anderen.

Der erste Schritt zum Frieden ist es daher, die Traumata, die Ängste, die Hoffnungen der anderen Seite zu verstehen. Für die Palästinenser bedeutet das, die Nachwirkungen des Holocaust auf die Seele der Israelis zu begreifen. Für die Israelis bedeutet das, sich die Nachwirkungen der Nakba, also der Katastrophe der Massenvertreibung von 1948, auf die Seele der Palästinenser bewusst zu machen.

Der zweite Schritt muss sein, eine Vision des Friedens zu zeichnen, die die gerechten Ansprüche und Hoffnungen beider Seiten berücksichtigt. Und der dritte Schritt ist es, die moralisehen und politischen Kräfte zu entwickeln, um diesen Frieden zu verwirklichen, nicht nur in Israel und Palästina, sondern auf der ganzen Welt: in Amerika, in Europa, auch in Deutschland, vielleicht besonders in Deutschland.

Niemand kann und darf vergessen, was vor 60 Jahren in Deutschland geschah. Was dort passiert ist, hat einen großen Einfluss auf das, was heute in unserem Land vor sich geht. Das darf jedoch nicht dazu führen, dass Deutsche sich jeder moralisehen Kritik gegenüber Israel enthalten. Ganz im Gegenteil: das wäre genauso unmoralisch wie antisemitische Hetze.

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