Shalom - Salam

Laudatio zur Verleihung der Hermann-Kesten-Medaille des P.E.N.-Zentrums Deutschland und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst an Sumaya Farhat-Naser und Gila Svirsky

Darmstadt, 17. November 2002

Sumaya Farhat-Naser wurde als Tochter sehr armer Bauern in Bir Zeit geboren, damals ein kleines Dorf, das von seinen Oliven lebte (daher der Name: Ölbrunnen). Gila Svirsky, Tochter einer intellektuellen jüdischen Familie aus Litauen, ist in New Jersey zur Welt gekommen. Zwei Kontinente, zwei Welten, beinahe hätte ich gesagt - zwei Planeten. Das Schicksal und die Geschichte unseres Landes haben sie zunächst in Jerusalem und nun hier, in diesem festlichen Saal, zusammengebracht.

In drei verschiedenen, doch miteinander verknüpften Auseinandersetzungen sind sie engagiert: Im Kampf um das Land, im Kampf um den Frieden und im Kampf um die Rechte der Frauen. Sumaya ist Palästinenserin, Gila ist Israelin. Sie gehören zwei Völkern an, die seit 120 Jahren Krieg gegeneinander führen. Es ist ein einzigartiger Krieg. Es geht nicht um ein Stück Land zwischen zwei Staaten, wie beim hundertjährigen Streit zwischen Deutschland und Frankreich um Elsass-Lothringen. Es ist ein Kampf zwischen zwei Völkern um ein Land, das beide als ihr Heimatland beanspruchen.

Sumayas Familie lebt seit vielen Generationen in Bir Zeit. Vielleicht sind ihre Vorfahren vor 1300 Jahren mit den Arabern ins Land gekommen. Wahrscheinlicher ist, dass die Familie seit Jahrtausenden im Land verwurzelt ist und sich im Laufe der Geschichte den verschiedenen Kulturen angepasst hat, die in Palästina nacheinander herrschten - die kanaanitische, dann die israe¬

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