Natürlich hinkt dieser Vergleich, wie jeder andere. Er vermittelt aber ein verständliches Bild von dem, was sich zugetragen hat jedenfalls nach aufgeklärter jüdischer Sicht. Zionisten sehen das jedoch ganz anders - und Araber auch.

Der Konflikt beherrscht unser Leben. Sumaya ist im Juni 1948 geboren, einen Monat nach Gründung des Staates Israel, mitten in jenem Krieg, in dem ich als Soldat gedient habe. Israelis nennen ihn den Unabhängigkeitskrieg, Palästinenser nennen ihn die Nakba, die Katastrophe, weil die Hälfte ihres Volkes in diesem Krieg vertrieben wurde. Sumayas Bir Zeit war weit von den Fronten entfernt - sonst wäre sie wohl in einem Flüchtlingslager geboren worden. Gila kam zwei Jahre vorher zur Welt.

Keiner von uns, die wir in dem Land leben, kann sich diesem Konflikt entziehen. Ob sie will oder nicht - und sie will nicht! -, Gila gehört zu dem Volk, das heute die Palästinenser unterdrückt, und Sumaya gehört zum Volk der Unterdrückten. Zwischen den beiden Völkern besteht keine Symmetrie, und es kann auch keine bestehen.

Wir Israelis können uns der Verantwortung für das, was unser Staat tut, nicht entziehen. Wir können nur versuchen, dies zu ändern. Das haben wir seinerzeit von den Deutschen gefordert, und das müssen wir jetzt von uns selbst fordern. Wir müssen versuchen, dem Krieg zwischen Israel und Palästina ein Ende zu setzen. Sumaya und Gila haben sich dieser Pflicht nicht entzogen. Darum sind sie hier.

Der Krieg zwischen Israelis und Palästinensern tobt schon seit 120 Jahren. Zu dieser Stunde ist er schlimmer denn je, und er kann noch viel, viel schlimmer werden. Vor einigen Jahren jedoch hat ein anderer Kampf begonnen, mit ganz verschiedenen Fronten. Nicht zwischen Israelis und Palästinensern, sondem zwischen denen, die Frieden wollen, Israelis und Palästinenser, und denen, die ihn ablehnen, Israelis und Palästinenser. In diesem Kampf stehen Gila und Sumaya seit Jahren auf derselben Seite, Schulter an Schulter. Das ist nicht leicht. Man braucht viel Mut, um sich - wie Sumaya - im palästinensischen Volk für den Frieden mit Israel einzusetzen, während israeli¬

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