der Irgun (bis 1941 oder 1942), verteilte Flugblätter und ließ sich im Umgang mit der Waffe ausbilden. Das Waffenlager seiner Kompanie war in seiner Wohnung untergebracht, worauf die Todesstrafe stand. Für das Bombenlegen war er jedoch noch zu jung; dies machten ältere Kameraden.

Auch heute noch vermag Avnery die außergewöhnliche Faszination zu vermitteln, welche diese Tätigkeit im Untergrund bei einem Jugendlichen in seiner spezifischen historisch-politisehen Situation auslöste. Sie erinnert mich sehr an Paul Parins Buch,3 in dem er seinen antifaschistischen Kampf in der Armee Titos in den Jahren 1944/45 beschreibt.

Avnery schreibt über den prickelnd-konstruktiven Bruch, den sein Eintritt in die Irgun darstellte:

"Von dem Augenblick an war alles ganz, ganz anders. Das Leben bekam einen völlig neuen Mittelpunkt. Tagsüber arbeitete ich beim Rechtsanwalt, und abends war ich im Untergrund. Mein Chef war Jude, aber alle seine Freunde, die auch viel in unserem Büro verkehrten, waren englische Kolonialbeamte. Bei einer Aktion, 1939, gegen das englische Weißbuch, zündeten wir deren Büros an: die Büros, in denen ich sonst für den Rechtsanwait zu tun hatte. Ja, ja, das waren gewisse Paradoxe!" (In: Koppel 2000, S. 141)

Und Avnery verdeutlicht das ihn und seine etwa 120, großteils jugendlichen Mitstreiter stimulierende Gefühl des Abenteuertums, der existenziellen Gewissheit, das Rechte zu tun, das sich tief in ihm eingrub, ihm an Tollkühnheit grenzenden Mut verlieh:

"Eine meiner Aufgaben war, diese Waffen herumzutragen. Es ist ein wunderbares Gefühl, mit einer Pistole unter dem Arm auf der Straße herumzuspazieren in dem Bewusstsein: Das ist bei Todesstrafe verboten! Du gehst an englischen Polizisten vorbei, und keiner außer dir weiß, dass du eine Pistole hast - das ist ein herrliches Gefühl für einen Jungen!" (In: Koppel 2000, S. 142)

Schuldgefühle hat er hierüber nicht entwickelt; auch später stellten sich keine ein. Die historische Situation ließ diesen Kampf

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