tiv sein kann. Ich bin ein Israeli. Wie die meisten von uns bin ich stolz auf die vielseitigen Leistungen meines Volkes. Wie einige von uns habe ich ein waches Empfinden für unsere Fehler und unser Versagen. Ich bin ein Israeli, der leidenschaftlich an den Frieden glaubt, der jedoch den größten Teil seines Lebens im Krieg gelebt hat." (Avnery 1969, S. 7)

Inspiriert durch seine außergewöhnlichen biografischen Erfahrungen sowie die vollkommen neue Situation Israels unmittelbar nach dem Junikrieg 1967 gegen mehrere arabische Staaten, sieht Avnery die große Chance, seinen Landsleuten über die Vermittlung seiner eigenen Biografie die komplexen und tragischen Ursachen für die tödlichen Eskalationen der nahöstlichen Tragödie besser verständlich zu machen.

Der Intellektuelle Avnery lässt sein Buch in einem für ihn ungewohnten Ton ausklingen. Wir mögen uns an das Lebensmotto des jüdischen KZ-Überlebenden Bruno Bettelheim erinnert fühlen, wonach Herz und Verstand nicht länger getrennt bleiben dürfen: "Unser Herz muss die Welt der Vernunft kennen, und die Vernunft muss sich von einem wissenden Herzen leiten lassen." (Bettelheim 1960, S. 8) In dem Essay "Sind wir die Preußen des Orients?" formuliert Avnery abschließend:

"Wenn wir mit unserem Herzen wie mit unserem Verstand verstehen lernen, welches die Gründe für den Ausbruch des israelisch-arabischen Konflikts waren und wie es geschehen konnte, dass dieser Konflikt bereits drei Generationen lang andauert, werden wir die Weisheit erlangen, zu heilen." (Avnery 1969, S. 236)

Bücher, Bücher sowie erste Kontakte zu Hamami, Sartawi und Arafat

Avnery hat eine unüberschaubare Anzahl von Zeitschriftenbeiträgen sowie neun Bücher veröffentlicht, von denen nicht alle ins Deutsche übersetzt wurden. So publizierte er 1961 anläss-

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