tigen Grenzen. Doch über all diesen Problemen steht der Streit über die Souveränität in den palästinensischen Gebieten (siehe Bernstein 2000).

1996 veröffentlichte Avnery zusammen mit Azmi Bishara auf Deutsch den umfangreichen Interviewband Die Jerusalemfrage, in dem elf namhafte Israelis und Palästinenser über mögliche Lösungsversuche befragt werden. Durch einen speziellen Kunstgriff gewinnt diese Gesprächssammlung an Spannung: Avnery interviewte hierfür die palästinensischen und Bishara die israelischen Gesprächspartner. Die Streitgespräche verdeutlichen die große Fülle von Einschätzungen und Lösungsvorschlägen sowie zugleich die Komplexität dieser Thematik. Azmi Bishara, 1956 in Nazareth geboren, ist ein Palästinenser mit israelischem Pass und Knessetmitglied. Vor den Wahlen im Januar 2003 gab es in Israel den - juristisch gescheiterten - Versuch, Bishara von der Wahl auszuschließen. Bishara ist Professor für Philosophie an der Universität Bir Zeit im Westjordanland und hat in den achtziger Jahren in Ostberlin studiert.

Viele Preise oder: Ein unverbesserlicher Optimist

Die Liste der Auszeichnungen, die Uri Avnery in den letzten Jahren erhalten hat, ist lang und eindrucksvoll - und doch sind ihm diese Preise nahezu ausschließlich in Europa verliehen worden. In Israel selbst, so scheint es, ist er in eine zunehmend isolierte Position geraten. Das Scheitern von Oslo, der Ausbruch der zweiten Intifada, aber auch die Verzweiflung vieler progressiver israelischer Intellektueller über einen vermeintlichen Mangel an AnSprechpartnern innerhalb der palästinensischen Intelligenz - wie dies unter anderem vom israelischen Schriftsteller Yoram Kaniuk beklagt wird -, hat zum Erosionsprozess innerhalb der israelisehen Linken, zu einem zunehmenden Prozess der Resignation und des Fatalismus geführt. Und dennoch: Avnery hält unbeirrbar an seinen Positionen fest, vertraut auf die Umkehrbarkeit des blindwütig-gewalttätigen Eskalationsprozesses.

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