zur Post zu bringen. Es war ein Wunder: Keiner der vielen Dutzend Berichte ging verloren. Alle erreichten die Redaktion.

Meine Kameraden in der Kompanie gewöhnten sich an meine

Leidenschaft. Sie wussten: Uri schreibt, so wie Jossi auf der Mundharmonika spielt und Moshe jedes Mädchen anbaggert. Wenn sie sich über etwas ärgerten, riefen sie mir zu: "Uri, schreib das auf." Und wenn die besorgten Eltern sie fragten "Wo seid ihr?" und sie keine Geduld für lange Erklärungen hatten, sagten sie: "Lest die Berichte von Uri Avnery. Dann wisst ihr Bescheid."

Jedes Wort in diesem Buch wurde unter klarer Missachtung eines eindeutigen Befehls geschrieben: Soldaten durften keine Interviews geben und sie durften auch nicht ohne ausdrückliche Genehmigung für Zeitungen schreiben. Meine Vorgesetzten

drückten beide Augen zu. Als ein höherer Offizier aus der Etappe begann, Ärger zu machen, rief mich ein hoher Offizier aus unserem Bataillonsstab zu sich und erklärte sich bereit, meine Berichte persönlich und heimlich an die Zeitung weiterzugeben. Eines Tages, nachdem mir wieder mal ausdrücklich befohlen worden war, nicht mehr zu schreiben, wurde ich zum Bataülonschef bestellt. Voller Sorge meldete ich mich. Dort wurde mir ein kleiner, brauner Umschlag übergeben. Er enthielt den handgeschriebenen

Brief des legendären Brigadekommandeurs Shimon Avidan. Er

beglückwünschte mich zu einem Bericht, in dem ich die besondere Rolle des Infanteriesoldaten beschrieben hatte. So eine Armee waren wir damals.

Es ist wichtig, zu verstehen: In den Feldern der Philister - der erste Teil des vorliegenden Buches - besteht aus einzelnen Berichten, die ein Soldat der Einheit unmittelbar während der Ereignisse verfasst hat. Ohne dass es mir bewusst war, schildert jeder Bericht die Stimmung der Truppe im jeweiligen Augenblick. Mir scheint heute, dass dies das Besondere an diesem Buch ist. Es schildert die schwankenden Stimmungen in der kämpfenden Einheit - von der Begeisterung am Anfang des Krieges über die große Anspannung während der Schlachten bis zur tiefen Enttäuschung am Ende.

Ich muss eine weitere Besonderheit des Buches benennen, die sich aus den Umständen seiner Entstehung ergibt: Das Buch beinhaltet die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Aber es beinhaltet nicht die ganze Wahrheit. Es gab Dinge, die ich nicht beschreiben

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