Vor dem Kampf

29. November 1947, einige Minuten nach Mitternacht

Keiner schläft. Alles sitzt an den Radioapparaten. Und über den Äther kommt die Nachricht: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates beschlossen.

Wie ein wilder Sturm explodiert die Freude. Die Jugend strömt auf die Straße, versammelt sich, tobt. Eine solche Demonstration massenhafter Begeisterung hat das Land bisher noch nicht gesehen. Man drängt sich zusammen, Kopf an Kopf, es wird gesungen und wilde Horah1 -Kreise bilden sich an den Straßenkreuzungen. Männer und Frauen, die sich noch nie gesehen haben, umarmen und küssen sich.

Die Freude überspült jeden Gegensatz, Grenzen und Unter-

schiede fallen in sich zusammen. In einem Meer von Fahnen, in einem Rausch von Begeisterung feiert die junge Bevölkerung die große Nachricht.

In den letzten Monaten ist das Land Palästina immer schneller in einen Abgrund gestürzt. Es gab keine bestehende Ordnung. Uberall herrschte Chaos.

Am 29. September 1947, genau zwei Monate vor dem histori-

sehen Beschluss, erklärte Jamal Husseini2 in einer eindeutigen und unmissverständlichen Rede, dass die Araber mit Waffengewalt kämpfen würden, um das Land in einen arabischen Staat zu verwandeln. Am selben Tag sprengte der Etzel3 die Polizeistation von Haifa und tötete zehn britische Soldaten. In Syrien und im Libanon begannen die Regierungen, ihre Armeen an der Grenze zu konzentrieren. Am 12. November ermordeten die Briten vier Jugendliche, die zum Lechi4 gehörten. Am Tag darauf tötete Lechi

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