Und wenn du nach 14 Tagen in die Stadt kommst, sieht sie

merkwürdig aus. Du redest mit Freunden und Bekannten und

stellst fest, dass euch etwas trennt.

Du bist Soldat geworden.

Auf der Straße wurden wir mit ehrfürchtigen Blicken betrachtet. Der Staat war noch Zukunft. Es war schwer zu begreifen, dass die Jugend offen ihre Waffen trägt. Und wir - stolz und erhobenen Hauptes schritten wir daher. Wir waren stolz auf die Armee und auf unsere Waffen. Aber wir hatten keine Freudengesänge auf den Lippen. Das große, bewegende Lied, in dem sich der erhabene Moment wiederfindet, wurde nicht geschrieben. Zum ersten Mal habe ich gespürt, dass diese große Bewegung, das Erdbeben, das die Jugend erfasste, die Geistesgrößen, die Schriftsteller und Dichter nicht erreichte. Auch diejenigen, die die Öffentlichkeit die "jungen Literaten" zu nennen pflegte, blieben zu Hause, als sei nichts geschehen. Sie machten sich nicht mit uns auf den leidvollen und erlebnisreichen Weg.

14. März 1948, im Camp "Jonah"

Zugführer

Der Zugführer ist das Rückgrat der Armee, so heißt es. Der Zugführer ist das ärmste Schwein der Führung. Er hat die angenehme Aufgabe, den Soldaten umViertel vor sechs am Morgen die Decke vom Bett zu zerren und sie zur Morgengymnastik zu treiben. Er muss die hungrig mit dem Essgeschirr Klappernden in einer langen Reihe ordnen. Abends um zehn Uhr muss er das Löschen der Lichter überwachen, gerade zu dem Zeitpunkt, wenn sich die Männer in den Zelten an die schärfsten Geschichten der letzten Woche erinnern.

Kurzum, der Zugführer ist der direkte Vorgesetzte. Ihn bedenken die einfachen Soldaten mit den saftigsten Flüchen. Aber den Glanz der Offiziere genießt er nicht.

Wir lernten verschiedene Zugführer kennen. Es gab einige,

für die wir durchs Feuer gegangen wären. Und es gab andere, die wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit hereinzulegen versuchten.

Zur ersten Sorte gehörte Grischa. Er war ein netter Kerl. Es gab keinen Schabernack, an dem er sich nicht beteiligte. Er wurde genauso oft bestraft wie unsere größten Strolche. Er trank von unse-

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