Bataillons erzählt mir, vertraulich, dass die Briten uns ein Ultimatum gestellt haben. Sie würden uns mit Kanonenbeschuss aus dem Dorf vertreiben, wenn wir es nicht bis zum Abend verlassen hätten, ohne es in die Luft zu sprengen. Erfüllten wir aber ihre Forderung, würden sie dafür sorgen, dass unsere Konvois in der Gegend nicht angegriffen werden.

Aus dem Dorf kommen Nachrichten über schwere Angriffe. Es

gibt mehrere Tote und zig Verletzte.

Gegen Abend erfahren wir, was mit den Briten tatsächlich vereinbart wurde: Wir werden das Dorf verlassen unter der Bedingung, dass sie es selbst übernehmen und die Sicherheit der Straße garanderen. Wir haben das Gefühl, einen großen Sieg errungen zu haben - wir haben in diesem Gebiet die Straße nach Jerusalem gesichert, wir haben bewiesen, dass wir ein Dorf erobern und halten können und wir haben den Arabern in dieser Region einen entscheidenden Schlag versetzt. Das arabische Chuldah, das die ganze Gegend überragt, wurde von uns besetzt, nachdem deren Bewohner geflüchtet waren - und es blieb in unserer Hand.

Um Mitternacht gehe ich in den Speisesaal. Dort sitzt die ganze Kompanie, die heute Morgen nach Dir Muchsein kam. Die

Laune ist mies und depressiv. Die Truppe wurde ununterbrochen angegriffen. Die Araber hatten schwere Waffen und wurden von deutschen oder polnischen Offizieren kommandiert. Sie kamen bis auf 20 Meter an das Dorf heran und eroberten auch einige Häuser. Aber zum Schluss wurden sie doch zurückgeschlagen. Wir hatten starke Verluste.

Wir haben Dir Muchsein gehalten, bis das Ziel der Operation erreicht war.

Die Operation "Nachschon" hatte ihr Ziel erreicht. Aber die Armee hatte nicht genug Männer, um die Stellungen an der Straße nach Jerusalem zu halten. Bei Latrun und Bab al-Wad13 war die Straße ungesichert geblieben. Das war geradezu eine Einladung an den Feind.

Wir saßen im arabischen Chuldah, einer riesigen, natürlichen Festung, die die Straße nach Latrun beherrscht, bekämpften die Flöhe, schütteten ganze Behälter von DDT über uns aus und gingen hin und wieder zu der Stellung "Boaz" zwischen Chuldah und Wadi Ssarar. Dort hingen wir tagelang in der brütenden Hitze herum, fast bewegungslos, versteckt

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