Von weitem sehen wir die Vororte von Jerusalem. Wir bereiten uns auf den Gipfel unserer Reise vor - den feierlichen Einzug in die Stadt. Wir reiten auf den Käsekisten. Nachmann kämmt seine blonde Tolle, Moshe gibt seiner Strumpfmütze den richtigen schrägen Schwung, Jehudah setzt seine amerikanische Sturmbrille auf und sieht mindestens wie ein Kompaniechef aus.

Keiner von uns wird diese Augenblicke vergessen: Hunderte von Fahrzeugen und ihre Begleiter fahren in die wartende Stadt, die Jubelrufe der Einwohner, die sich auf den Straßen versammeln, auf den Baikonen, auf den Dächern. So muss de Gaulle ins befreite Paris gekommen sein, die Rote Armee nach Kiew und Odessa.

Sie sehen ihre eigenen Soldaten, die den Weg in ihre eingekesselte Stadt freikämpften, die Soldaten, die litten, angriffen und kämpften, um ihnen Lebensmittel und Ausrüstung zu bringen. Und wir - wir sehen "unsere" Bürger, das Volk, für das wir kämpfen.

Diese Einfahrt nach Jerusalem hat uns für alles entschädigt, was wir in den letzten Wochen durchgenracht haben. Und auch wenn keine der Töchter Jerusalems gekommen ist, um uns zu küssen, und auch wenn statt hübscher Mädchen nur ein glattrasierter Militärpolizist auf das Fahrzeug kletterte, so war es doch ein wunderbares Vergnügen.

Etwa zwei Stunden waren wir in der Stadt. Wir halfen, den Käse abzuladen, tranken Milch, bis unsere Mägen streikten, und sammelten Bravorufe und Händeklatschen bis zur Erschöpfung.

Die Fahrzeuge kamen zum Sammelplatz, bereit zur Rückfahrt. Eine Menge Publikum versammelte sich. Einer bat, einen Gruß weiterzuleiten, eine Frau möchte einen Brief nach Tel Aviv mitgeben. Wir werden fotographiert und fotographiert und fotographiert. Im Stehen, im Sitzen, auf den Autos, mit Gewehren, ohne Gewehre, mit Mädchen, ohne Mädchen, in Gruppen und einzeln ...

Der Weg zurück. Wir sind müde und unterhalten uns über Politik. Das Gespräch kehrt zurück zu der Frage, wie man die Araber behandeln soll, und wir reden über die Aktion des Etzel in Dir Jassin19. Die Diskussion erhitzt uns und ärgert alle. Zum Schluss weiß keiner mehr, worüber wir eigentlich streiten.

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