Diesmal antworten wir. Unser schweres Maschinengewehr feuert von Zeit zu Zeit eine kurze Salve. Das erklärt manche unserer Erfolge. Der Feind schießt wie wild aus allen Rohren, ohne ein genaues Ziel zu haben. Wir antworten mit wenigen Kugeln, aber nur, wenn wir ein klares Ziel vor Augen haben. Nicht umsonst hatte man uns Geschichten über Kameraden erzählt, denen die Munition ausging, während sie vom Feind umzingelt waren und die ihre letzte Handgranate dafür nutzten, nicht in Gefangenschaft zu geraten.

Wir hören plötzlich einen neuen Ton im Orchester. Eine uns unbekannte Explosion. Ich hebe den Kopf und sehe eine Rauchwolke.Auch Shlomo und Jaakov stehen auf und schauen sich um. Zum ersten Mal werden wir von Kanonen beschossen.

Die Kanonen schießen ununterbrochen, fast zwei Stunden

lang. Sie durchkämmen die Gegend. Der Selbsterhaltungstrieb sagt mir, dass ich liegen bleiben muss. Aber die Neugier verlangt das Gegenteil und gewinnt. Meine Ohren gewöhnen sich an die Kanonen. Sobald ich das Pfeifen höre, werfe ich mich zu Boden. Und nach der Explosion hebe ich meinen Kopf wieder. So kann ich die Treffer genau verfolgen.

Das Feuer konzentriert sich jetzt auf die Straße nach Chuldah und auf das Feld im Süden. Die Absicht ist klar: Sie wollen uns den Rückzugsweg abschneiden. Die Explosionen erfolgen direkt in meinem Sichtfeld, aber sie kommen nicht näher als 30 Meter an unsere Stellung heran. Offenbar weiß der Feind nicht, dass wir diese Stellung eingenommen haben.

Jetzt schießen wir aus allen Rohren. Schwere Maschinenge-

wehre, automatische Waffen und Mörser. Wir versuchen, die Zentren des Feindes zu treffen, aber gegen die Kanonen können wir nichts ausrichten. Alle unsere Fahrzeuge sind zerstört.

Ich robbe zu Nachmann Shmueli, der jetzt 14 Leute komman-

diert. Wir haben ein Maschinengewehr, das immer wieder Salven auf eine Kanone des Feindes schießt. Auch er hat keinen Kontakt zum Chef. Ich frage ihn, was er tun wird. Er gibt mir eine typische Soldatenantwort: Ohne Befehl zieht er sich nicht zurück, sondern wird den anderen Einheiten Rückendeckung geben. Inzwischen hat er einen Läufer losgeschickt, um den Stab zu finden. Falls er fündig wird, bringt er vielleicht neue Befehle mit.

Ich kehre zurück zu meiner Stellung. Aus irgendeinem Grund belastet mich die Lage nicht. Ich bin auch nicht aufgeregt. Ich ha-

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