was sie Vorhaben. Aber sie fahren vorbei, ohne das Feuer zu eröffnen. Vermutlich haben sie genauso viel Angst vor uns, wie wir vor ihnen. Später erfahren wir, dass unsere Mörser am Vormittag einen britischen Panzer getroffen haben, weil er für einen arabischen gehalten wurde. Als der Fehler bemerkt wurde, hat einer unserer Vorgesetzten die britischen Verwundeten versorgt. Seitdem verhalten sich die Briten in dieser Gegend ruhig.

Die letzten 200 Meter sind die schlimmsten. Wir kennen die

Strecke noch von unserem Rückzug aus Dir Muchsein vor etwa einem Monat. Der Weg ist steil wie eine Wand. Das Dorf erscheint zum Greifen nah, aber die Anstrengung, um es zu erreichen, ist schrecklich. Ich spüre, dass ich am allerletzten Krisenpunkt angekommen bin. Ich beiße die Zähne zusammen und erreiche das Ziel.

Die Meinungen über die Aktion sind unterschiedlich. Keiner weiß genau, ob es ein Sieg oder eine Niederlage war. Für fast 24 Stunden haben wir die Transportwege des Feindes an einer entscheidenden Stelle unterbrochen und verhindert, dass erVerstärkung für den Kampf in Bab al-Wad bringen konnte. Dort kämpfen noch immer unsere Kameraden aus Jerusalem. Andererseits mussten wir der stärkeren Feuerkraft des Feindes weichen.

Aus Latrun kehrten wir mit trüben Gedanken zurück. In der ersten Auseinandersetzung mit schweren Waffen mussten wir zurückweichen. Die Straße nach Jerusalem blieb versperrt. Und das bedeutete: Die Operation "Maccabi" war gescheitert.

Aber nach einigen Tagen erreichte uns eine geheime Information. Zwisehen Beith Gis und Beith Machssir, in dem Gebiet, das bei der "Maccabi"-Operation erobert worden war, während wir den Feind bei Latrun festgehalten hatten, wurde eine neue Straße gebaut. Ein "Burma-Weg" nach Jerusalem. Die zig Verluste bei Latrun waren nicht umsonst gewesen.

Am 15. Mai sollte die englische Herrschaft im Land zu Ende gehen. Irgendwo, ganz weit weg, in der zivilen Welt, wurde heftig darüber diskutiert, ob eine eigene Regierung gebildet werden sollte oder nicht. Ein vages Echo dieser Diskussion erreichte uns. Man erzählte sich, dass Shertok21 dagegen und Ben-Gurion22 dafür sei.

Am Nachmittag des 14. Mai stürmte einer der Kameraden in unser Zeltlager und berichtete, er habe gerade im Radio gehört, dass der israelisehe Staat ausgerufen wurde. Wir drängten uns im großen Speisesaal des

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