Eine Woche lang fühlten wir uns bedrückt. Tagtäglich bekamen wir Nachricht über das Vorrücken der Ägypter in Richtung Tel Aviv. Wir an der Front wussten, was Tel Aviv nicht wusste - dass unsere Verteidigungsarmee dieser einmarschierenden Armee, mit ihren Panzern und Flugzeugen, nicht mehr als 1000 leicht bewaffnete Soldaten entgegenzustellen hatte.

Zwischen den Patrouillen entluden wir die ersten Kampfflugzeuge, die unsere Armee bekommen hatte. Wir luden Munition und Ausrüstung auf Transportflugzeuge für die Altstadt von Jerusalem, die einen verzweifelten Kampf führte.

Vor unseren Augen erschien das furchtbare Ungeheuer: der Panzer. Wir wussten, dass wir morgen oder übermorgen dagegen kämpfen müssen. Alle hatten wir Angst davor. Man erzählte, dass jeder, der einen Panzer erobert, zwei Wochen Urlaub bekäme. Und jeder erfand seine eigene Methode. Shalom Cohen wollte von hinten auf das gepanzerte Fahrzeug springen und eine Handgranate hineinwerfen. Jank Levkovitsch dagegen meinte, die beste Methode sei ein Molotow-Cocktail. Stundenlang haben wir diese Frage diskutiert. Dahinter stand die bittere Realität: Wir hatten nicht die geeigneten Waffen, um die Panzer zu bekämpfen, die gegen Tel Aviv zogen, außer Molotow-Cocktails und einigen Piat.

Am Abend des 29. Mai kam Jerachmiel Fingermann, der Rotkopf, der nach dem Tod von Menachem Brotzki die Abteilung übernahm, und versammelte uns in einem Raum. Zum ersten Mal bekamen wir eine ausführliche Erläuterung der Lage. Wir saßen da, erschüttert und betreten.

Der Feind hatte sich bei Isdud eingenistet, etwa 30 Kilometer vor Tel Aviv. Seine Vorhut erreichte Javneh, etwa 20 Kilometer vor Tel Aviv, und es war möglich, dass er inzwischen weiter vorgezogen war. Die Givati-Brigade hatte den Befehl bekommen, ihn um jeden Preis aufzuhalten.

Den Raum betrat ein Sprengstofffachmann, er stellte eine Flasche auf den Tisch und erklärte uns zum ersten Mal diese Waffe, mit der wir den Feind vernichten sollten - den Molo tow-Cocktail. Nach dem Vortrag bekamen wir den Befehl, uns zum sofortigen Ausrücken bereitzumachen. Wir stellten uns auf eine Woche Kampf ein: Decke, Waschzeug, Ersatzkleidung.

In dieser Nacht schliefen wir nicht. Wir waren zu aufgeregt und zu bedrückt. Wir lagen in den Betten und redeten bis nach Mitternacht. Wir diskutierten die Möglichkeiten, den Feind rechtzeitig aufzuhalten. Und

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