1. Juni 1948,

im Bataillonslager

Die Operation ist abgesagt

Bei Gan-Javneh haben wir die Busse verlassen. Auf einem großen Feld versammeln sich die Kräfte, die heute Nacht im Rücken des Feindes angreifen werden: die Kompanien eins und zwei, die Unterstützungskompanie unseres Bataillons sowie eine zusätzliche Kompanie unter dem Kommando von Josch.

Wie durch ein Wunder erscheinen im letzten Augenblick auch

noch Dov Feit und Efrajim Makowski, zwei Zugführer, die mit uns in Dir Muchsein gekämpft haben und die inzwischen in einer anderen Einheit Rekruten ausbilden. Deren Leute werden noch nicht in den Kampf geschickt. Daher sind sie im wahrsten Sinne des Wortes dort geflüchtet. Deserteure der besonderen Art - von ihrer Einheit abgehauen, um an einem Einsatz teüzunehmen. Bei ihrer Rückkehr erwartet sie eine Bestrafung. Gibt es solche Soldaten auch in anderen Armeen der Welt?

Im Feld herrscht die besondere Atmosphäre vor einem Kampf. Die Kameraden hocken auf dem Boden. Einige reinigen ihre Waffen. Kameraden der verschiedenen Einheiten treffen sich, lernen sich kennen.

Im letzten Augenblick werde ich wieder zum Funker ernannt.

Während ich noch das neue Funkgerät prüfe und den Kontakt zu den anderen Funkern probiere, wird es plötzlich völlig still.

Abba Kovner spricht. Er ist direkt vom Partisanenkampf aus

Russland zu uns gekommen und ist in der Brigade für die Information nach innen und außen zuständig. Es ist das erste Mal, dass jemand vom Brigadestab direkt zu uns spricht. Mehr als alles andere macht dies die Bedeutung der bevorstehenden Operation

deutlich. Es herrscht eine eigenartige Stimmung, sie spiegelt sich in den Gesichtern der Soldaten wider, die auf dem Boden hocken.

Abba Kovner erklärt die Operation. Heute Nacht wird die ganze Brigade agieren, zusammen mit einigen Einheiten der NegevBrigade des Palmach und einem Bataillon des Etzel. Die PalmachEinheiten werden das Dorf Isdud von Süden her angreifen und der Etzel wird die Ägypter von Osten her beschäftigen. Zur glei-

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