Es ist halb sieben.

Nach einigen hundert Metern sind wir erschöpft. Trotz des Antreibens von Jerach, der uns erklärt, dass die Gefahr für unser Leben mit jeder Minute wächst, haben wir wieder jenes Stadium der Müdigkeit erreicht, in dem Argumente keine Rolle mehr spielen. Wir erreichen das Wadi und ziehen uns darin zurück. Hier sind wir fast völlig sicher - die Kugeln fliegen über unsere Köpfe hinweg.

Links sehen wir ein zweistöckiges weißes Haus. Dort kämpft die Kompanie von Kötzer. Alle paar Minuten verschwindet das Haus im Rauch einer Granate.

Die Kompanie hatte zunächst eine halbwegs befestigte Stellung erreicht. Jetzt zieht sie sich in Richtung des weißen Hauses zurück. Von dort meldet Arijeh, dass er schwere Verluste hat. Alle unsere Sanitäter, darunter Israel, der Abteilungssanitäter, werden hingeschickt. Jaakov Rachmilevitsch, der Kompaniesanitäter, der vorhin leicht am Rücken verletzt wurde, hat diesmal eine ganze Salve in die Brust bekommen.

Von allen Frontsoldaten sind die Sanitäter die wahren Helden. In der Etappe betrachtet man sie gelegentlich als Nichtkämpfer. Aber keiner riskiert mehr als sie bei dem Versuch, Menschenleben zu retten.

Wir robben, ermattet, durch die Felder nach Gan-Javneh. Nah an der Straße wird Moshe Schatzky, unser langer Maschinengewehrschütze, verwundet. Die Kugel dringt ins Bein und verletzt den Knochen. Ruven, Micki und Fredy schleppen ihn abwech-

selnd auf ihrem Rücken, jeder etwa 50 Meter. Moshe reitet huckepack auf ihnen und macht Witze. Von hinten ruft man nach uns. In der Kompanie von Kötzer sind Verwundete liegen geblieben und es sind nicht genug Leute da, um sie zu bergen. Wir lassen all unsere Ausrüstung und die Reservemunition im Feld, bevor wir hingehen. Die Sachen werden wir später holen.

Wir tragen fünf Verwundete. Einer hat Granatsplitter in der Brust, ein anderer im Rücken. Einem Dritten hat sich eine Kugel durch beide Beine gebohrt. Nur für einen haben wir eine Bahre. Die anderen werden auf Decken gezogen.

Wer diese Verwundeten nicht gesehen hat, kann nicht ahnen, zu welchem Heldentum der Mensch fähig ist. Sie wurden im Feld verwundet und liefen Gefahr, dort zu bleiben. Unter ihnen sind

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