Plötzlich beginnt im Südosten eine wilde Schießerei, aus der Richtung von Khartijah. Keiner sagt ein Wort. Wir hören nur zu. Wenn man uns nichts von der Waffenruhe erzählt hätte, müssten wir nicht so leiden. Wir sind Fatalisten geworden, gleichgültig. Seit langem haben wir aufgehört, an morgen zu denken. Keiner spricht davon, was in drei Tagen sein könnte das liegt in einer viel zu fernen Zukunft. Aber das Gerede über die Waffenruhe hat uns aus der Bahn geworfen. Werden wir doch noch heil rauskommen? Und sei es nur dieses eine Mal? Die Enttäuschung war riesengroß. Plötzlich erscheint Arijeh Spack. Er strahlt über das ganze Gesicht. Eben wurde über Funk gemeldet, dass die Waffenruhe in Kraft getreten ist.

18. Juli 1948, Schützengraben bei Ssuafir

Waffenruhe

Es ist sieben Uhr abends. Die Schießerei, die vor fünf Minuten eingesetzt hat, ist verstummt. Die Kanonen an der Südfront schweigen.

Sie kriechen aus ihren Schützengräben, und die Sonne lächelt sie von Westen her an. Sie blinzeln in diese Sonne, die sie während elfTagen nicht gesehen haben. Sie sind verdreckt, haben rotgeränderte Augen, ihre Kleider sind zerrissen und sie sind todmüde.

ElfTage! Sind es wirklich nur elf Tage gewesen? Jeder einzelne Tag scheint fünf Jahre gedauert zu haben. An jedem Tag ist ihnen der Tod in tausendfacher Form begegnet.

Sie kriechen aus ihren Schützengräben und sie sind nur wenige. Sehr wenige. Sie tragen auf ihren Rücken tote Kameraden, sterbende Kameraden, verwundete Kameraden. Kameraden, für

die es keinen Ersatz gibt. Jeder Einzelne ist mit der Einheit verwachsen, ein Teil von ihr geworden - und hinterlässt eine schmerzende Lücke.

Sie kriechen aus ihren Schützengräben - die Soldaten der Südfront, die den wesendich stärkeren Feind geschlagen haben, der besser ausgerüstet war. Sie hielten die Panzer fast mit bloßen Händen auf, erlebten endlose Kämpfe und wichen nicht zurück.

"Samsons Füchse" - die Kommandokämpfer in den von Ku-

geln durchlöcherten Jeeps, die über beschossene Straßen rasten,

148