Schon immer wollte ich mir einen Bart wachsen lassen. Ver-

mutlich begann es damals, als ein süßes Mädchen mir ins Ohr flüsterte, mein Gesicht sei zu schmal und ein Bart würde mir gut stehen. Seit jenem Tag nistete sich die Idee bei mir ein und ließ mir keine Ruhe mehr.

Die erste Gelegenheit ergab sich während der Tage der "Nachschon"-Operation. Wir lagen drei Wochen in Dir Muchsein und in den Stellungen an der Straße nach Jerusalem. Der Bart wuchs sozusagen von selbst. Damals hatte ich nicht den nötigen Mut. Zwar spielte ich mit dem Gedanken. Aber immer, wenn ich für eine kurze Zeit "nach Hause" nach Chuldah kam, nahm ich mein Rasierzeug, und der Bart war ab.

Tage vergingen. Ich habe viele Bärte gesehen. Ziegenbock-

Bärte, die nur mit Mühe das Kinn bedeckten, Bärte, die wie ein schmales Band das Gesicht umrahmten, und die eindrucksvollen Vollbärte der Palmach-Leute aus dem Negev, der so genannten Negev-Tiere. Dazu einfache Bärte, ohne jede Tradition und ohne Bedeutung. Langsam reifte der Entschluss, mir bei nächster Gelegenheit einen schönen, ordentlichen Bart wachsen zu lassen. Und die Gelegenheit kam.

Es war vor der ersten Waffenruhe. Wir lagen vor Beith Darrass, einem Dorf, das bezüglich seiner Flöhe seinesgleichen sucht in der ganzen Region des Südens. Wir hatten kein Wasser, wuschen uns nicht und natürlich rasierten wir uns auch nicht. Wir waren dort volle fünf Tage, dann kam die Waffenruhe. Am nächsten Tag, so sagte man uns, würden wir auf Urlaub nach Tel Aviv fahren.

Ich stand vor dem Spiegel und dachte lange nach. Es tat mir Leid, mich von meinem Bart zu trennen. Andererseits wollte ich nicht mit einem "Halbfertigprodukt" in Tel Aviv erscheinen. Ich hatte keine andere Wahl - und rasierte mich.

Irgendwann endete dann die erste Waffenruhe, und der Krieg

der elfTage begann. Alle Kämpfe der Vergangenheit waren vergessen im Vergleich zu diesen neuen Kämpfen - Negba, Ibdis, Beith Darrass, Hügel 105 und Beith Affa. Jetzt waren wir KommandoSoldaten, die auf ihren Jeeps hin und her rasten. Die Tage vergingen wie im Flug, drei, vier Einsätze pro Tag. Und nach jedem Einsatz schaute man sich selbst an und fragte: Was, du lebst noch? Keiner dachte an eine Rasur, keiner dachte auch nur daran, sich zu waschen.

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