3. November 1948,

Zugführer-Lehrgang

Die Seele von "Nachschon"

Die ersten Regentropfen fallen auf das Zelt. Man weckt mich ich bin dran, Wache zu schieben. Draußen ist es kalt. Der Wind heult, und es sieht so aus, als würde demnächst das ganze Camp über die benachbarten Hügel gefegt werden.

Mir ist kalt. Ich wühle in meiner Kiste, bis ich weichen WollStoff ertaste. Da ist der Pullover. Ich falte ihn in der Mitte, klappe die Ränder zusammen und stülpe das Gebilde über meinen Kopf.

Strumpfmütze, Strumpfmütze! ... In der Dunkelheit fange ich an zu träumen. Und mit den Träumen kommt die Sehnsucht, die

Sehnsucht nach vergangenen Tagen, nach der Zeit, die unsere schönste in der Armee war.

Ich betrachte das Gesicht meines Kameraden und entsinne mich einer anderen Nachtwache. Es war vor einem halben Jahr, in

Chuldah. Auch er erinnert sich. Und wir fangen an, uns gegenseitig vergessene Einzelheiten aus jenen Tagen zu erzählen, wir lachen, freuen uns, werden laut, bis aus dem Zelt nebenan geschimpft wird: "Zum Teufel! Was ist los?"

Nachschon ... Eine Mahlzeit aus trockenem Brot und Olsardinen wurde vom Zug murrend, aber lachend eingenommen ...

Marsch im Matsch, der an den Schuhen kleben blieb, bis man wie auf hohen Absätzen lief, wie eine hübsche Pariserin ... 150 Kugeln und drei Handgranaten in den Taschen der Militärjacken aus Australien, und wir sahen aus wie vollbusige Mädchen ... Die Stunden der bedrückenden Angst vor dem ersten Einsatz und der Ausbruch der Freude während des Ansturms, als wir merkten, dass wir die Feuertaufe bestanden hatten ... Die Hühnermahlzeit in Dir

Muchsein, dem ersten arabischen Dorf, das die israelische Armee mit der klaren Absicht, es zu erobern, eingenommen hatte ... Die endlosen Hinterhalte, während man von der Sonne gebraten wurde und gleichzeitig die tödliche Langeweile ... Die Fahrt nach Jerusalem auf einem LKW voller Käse ... Der wunderbare Empfang in Jerusalem, als die ganze Stadt auf den Beinen war, um uns zuzujubeln ... Das Treffen mit den Kameraden des Palmach am Castel, bei dem alle früheren Sticheleien zwischen dem Palmach und

216