dem Chisch vergessen waren ... Der erste Urlaub, als wir alle bis zum Heiserwerden "Glaube mir, der Tag wird kommen" brüllten und die Zivilisten auf der Straße uns liebevoll zuwinkten ... Die drei Ehrensalven am Grab eines gefallenen Freundes ... Die Patrouille zwischen den Stellungen im Kibbuz, bei der man immer wieder am Speisesaal vorbeikam, in dem ein hübsches Mädchen heißen Kakao und belegte Brote servierte, ihren Namen aber nicht verriet ...

Bei einer ganzen Generation brach sich die Lebenslust Bahn. Einer Generation, die im Land aufgewachsen war, und deren Wesen erst deutlich wurde, als sie singend und lachend in den Kampf zog, in den Ausgangsbasen eine halbe Stunde vor dem entscheidenden Sturmangriff einschlief, die liebevoll fluchte und murrte, aber die Unzulänglichkeiten dieser unorganisierten Armee auf sich nahm und die in den Einheiten diese besondere Kameradschaft von Soldat zu Soldat und zwischen Soldaten undVorgesetzten lebte.

Das Hervorstechendste jener Tage war das Verhältnis zwischen den Soldaten und deren Vorgesetzten. Die Vorgesetzten hatten noch keine Streifen oder Olivenblätter auf den Schultern. Der Schütze war ein kämpfender Soldat, und der Vorgesetzte schlief mit ihm im gleichen Zelt (wenn es denn Zelte gab) und erzählte ihm von früheren Kämpfen. Er war eben nichts anderes als ein Kamerad mit etwas mehr Erfahrung, dem man kraft seiner Persönlichkeit folgte.

Ich erinnere mich: Jener Tag in der Kampfbasis, kurz vor einem Einsatz, als zum ersten Mal ein mit Streifen geschmückter Vorgesetzter erschien und wir zum ersten Mal den Befehl hörten: "Offiziere - an Ihre Plätze!" Das schien nicht nur uns lächerlich, sondern auch unseren Vorgesetzten, die Seite an Seite mit uns kämpften.

Eine weitere Besonderheit der Nachschon-Tage war das Fehlen einer militärischen Etappe. Das hatte ständig Mahlzeiten von Sardinen oder Bully-Beef und das Schleppen von Ausrüstung auf dem Rücken zur Folge. Aber es herrschte damals auch eine andere Stimmung innerhalb der Armee.

Als wir in die Stadt fuhren, waren wir die einzigen Uniformträger. Wir spazierten mit der Strumpfmütze auf dem Kopf durch die Straßen und fühlten uns wie Könige. Im Straßencafé wurden wir nicht gefragt, ob wir Streifen oder Blätter haben. Man fragte da¬

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