Die dritte Phase ist die der Genesung. Die Welt beginnt wieder sympathisch zu werden. Die Krankenschwestern sind plötzlich hübsch und nett. Er hat Appetit. Kurzum, die Lebensgeister erwachen ...

Jene Tafel Schokolade hat bei mir den Übergang von der ersten in die zweite Phase bewirkt. Bis dahin war mir alles gleichgültig. Meine Welt war auf mein Bett reduziert, auf den Arzt, der mich zweimal am Tag quälte und auf die Schwestern, die 24 Stunden am Tag an meinem Bett wachten. Ich wagte nicht zu glauben, dass mein Körper wieder ordentlich funktionieren könnte.

Beim Betrachten der Schokolade erwachte mein Wille wieder.

"Zum Teufel", sagte ich mir, "eines Tages werde ich sie essen!" Ich habe sie weder den Schwestern noch meinem beinamputierten

Nachbarn geschenkt. Ich legte sie in meine Schublade.

Die Schokolade wurde zum Symbol: für die Gesundheit, das

Zuhause, für Tel Aviv, das blühende Leben, an dem ich wieder teilhaben wollte. Immer wieder holte ich sie heraus, betrachtete sie und träumte.

Zweieinhalb Wochen nach meiner Verwundung beschloss der

Arzt, dass es nun an der Zeit für Magen und Darm sei, wieder zu funktionieren. Am selben Tag wurde die Nadel aus meinem Bein gezogen, und in einer feierlichen Zeremonie reichte man mir die erste Mahlzeit. Es war zwar nur etwas Brei und ein weiches Ei. Aber es war göttlich! Dann kam unerwartet der große Tag, und auf dem Tablett lag die erste Scheibe Brot! Und es war kein Fehler einer übermüdeten Krankenschwester. Ich durfte sie wirklich essen. Von da an entwickelten sich die Dinge sprunghaft. Ich durfte sitzen, dann wenige Schritte gehen und eines Tages erschien auf dem Tablett tatsächlich ein Stück Schokolade. Ein kleines zwar, aber echte Schokolade!

Am nächsten Tag holte ich die Schokolade aus der Schublade. Ich betrachtete sie lange. Die einzelnen Stücke waren in buntes Papier eingewickelt. Ich beschloss, ein Stück zu essen. Aber welches? Ich darf keine Nüsse essen und auch keine Schokolade mit Cognac. Ich schloss meine Augen und griff blind nach einem

Stück. Ich wickelte es aus. Dann kam der große Moment. Ich zögerte, und wie bei einer religiösen Zeremonie, hob ich die Hand und legte das Stück Schokolade auf meine Zunge ...

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