...Wieder auf der Station. Es wird heftig diskutiert. Worüber? Wer war glücklicher - wer ein Bein, beide Beine oder nur einen Arm verloren hat? Man stellte eine Rangfolge auf - ein Arm war wichtiger als zwei Beine und so weiter. Eine schreckliche Berechnung. Und wieder kehrte die gleiche Frage in meinen Kopf zurück: Wird der Staat sich erinnern? Werden die Hunderttausende sich erinnern, die die Öffentlichkeit ausmachen? Wird der Bürger sich an die erinnern, denen er seine Sicherheit, seine Freiheit verdankt?

Fünf Wochen nach meiner Verwundung wurde ich in ein Genesungsheim verlegt. Dort traf ich viele meiner alten Freunde aus der Brigade wieder. Wir freuten uns über das Wiedersehen. Wir wussten, dass jeder von uns großes Glück gehabt hatte, wenn er über ein fahr an der Front gewesen war und überlebt hatte. Wie auch immer.

Aus dem Genesungsheim flüchtete ich für einige Stunden in die Stadt. Die Fahrt war nicht angenehm. Mein Körper war das Gerüttel nicht mehr gewöhnt. Ich hatte Schmerzen. Schlimmer aber war ein Ereignis, das ich in einer kurzen Geschichte formulierte, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen.

20. Januar 1949,

Genesungsheim

Junger Mann ohne Manieren

Er saß im Bus, der zwischen den Siedlungen des Südens verkehrte. Schon seine Anwesenheit war erstaunlich. Was macht ein Soldat in einem "zivilen" Bus? Seine Kameraden zogen den Autostopp vor. Er aber saß im Bus, hinter dem Fahrer, am Gang. Dunkelhaarig mit rötlichem, wildem Bart und blauen Augen. Er hatte sich nach hinten gelehnt, die Augen halb geschlossen.

Die Welt schien ihn nicht zu interessieren. Dieses Desinteresse hatte etwas Arrogantes, Ärgerliches. An der Station in Gedera, neben dem Kiosk, öffnete der Soldat seine Augen und zeigte ein wenig Interesse. Es war den Soldaten seit über einem Jahr zur Gewohnheit geworden, bevor sie zu einem Einsatz ausrückten, an diesem Kiosk zu halten, einen Saft zu trinken oder ein Eis zu es-

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