"Aber ... aber er ist doch verwundet!", hört man plötzlich die piepsige Stimme der kleinen Krankenschwester. Ihr Gesicht ist rot angelaufen.

Wie von einer Tarantel gestochen dreht sich der Offizier zu ihr um: "Was mischst du dich ein!", schreit er. ״In einer Woche greifen wir Wadi Sarrar an. Möchtest du, dass unsere Leute sterben?"

"Nein", bestätigt die erschreckte Krankenschwester.

"Dann halt die Klappe und kümmere dich um deine Angele-

genheiten!", sagt der Offizier und geht.

Am nächsten Morgen simuliere ich eine Blutvergiftung und

werde wieder ins Sanitätszelt geschickt. Die Krankenschwester ist nicht da. Ein netter, dicker Sanitäter schält mein Pflaster ab, verteilt eine seiner bunten Salben darauf, murmelt etwas von falscher Ernährung und von Vitaminmangel und klebt ein neues Pflaster auf die schmerzende Stelle.

Ich möchte nach dem Verwundeten fragen. Aber ich traue mich nicht, das Thema direkt anzusprechen. Ich warte, bis der Sanitäter seine Arbeit erledigt hat. Dann biete ich ihm eine Zigarette an und frage so nebenbei nach dem Verwundeten.

"Ach, dieser Araber?", fragt der Sanitäter gleichgültig, "begraben."

"Wie, begraben?", frage ich.

"Natürlich", sagt der Sanitäter. "Muss man doch. Oder sollten wir ihn in Spiritus legen?"

Ich möchte fragen, ob er an seinen Verletzungen gestorben ist oder ob man ihn erledigt hat. Aber ich frage nicht. Ich habe Angst vor der Antwort.

Ein Mensch ist gestorben.

Wäre er in Massmijeh geblieben, wäre er noch am Leben. Seine Frau hätte einen Mann, seine Kinder einen Vater. Ich stelle mir seinen Abschied vor: Er sagt seiner Frau, er ginge nach Lod, um etwas Geld zu verdienen. Die Kinder laufen ihm nach. Ein Junge und ein Mädchen. Er schickt sie, halb lachend, halb schimpfend, zurück zur Mutter. "Wann kommt Papa wieder?", fragt das Mädchen. "In einigen Tagen", antwortet die Mutter. "Er wird Geld mitbringen und wir werden zu essen haben ..." Er hat niemandem geschadet. Also: warum ist er gestorben?

Es ist Krieg. Das heißt, einer muss den anderen umbringen. So

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