Angst. Der Polizist macht den Mund auf, als wollte er was sagen, überlegt es sich dann aber anders. Wir gehen an ihm vorbei in die Schenkin-Straße, auf den Treffpunkt zu.

In dem Flugblatt steht, dass die Soldaten der Nationalen Militärorganisation als Vergeltung für die Angriffe der Araber eine Bombe auf einen arabischen Markt geworfen und soundsoviele

Araber getötet haben.

Ich könnte platzen vor Stolz, fühle mich wie ein Held, bin bester Laune. Ich habe mich an einem gefährlichen Einsatz beteiligt, sage ich zu mir. Ich bin ein Mann. Ich lege meinen Arm um Rivkas Hüften.

"Lass das!", sagt sie und dreht sich von mir weg.

"Wir werden verfolgt", lüge ich. Der Befehl lautet, dass wir, wenn es gefährlich wird, ein Liebespaar mimen sollen.

Wir sollen uns im kleinen Park hinter dem Gesundheitszent-

rum einfinden, an der Mazeh Straße. In der Ecke ist es dunkel. Wir sind als Erste da. Unser Einsatzplatz war der nächste. Ich ziehe Rivka zu einer versteckten Bank neben einigen Sträuchern und drücke sie auf den Platz neben mich. Sie rückt ab. Ich ziehe sie wieder an mich.

"Bist du verrückt geworden?", schimpft sie, bleibt aber in meinem Arm. Es raschelt in den Sträuchern. Das zweite Paar ist angekommen.

"Wie war es?", fragt Joske.

"Nichts Besonderes." Ich versuche einen gleichgültigen Eindruck zu machen, als würden mich solch kleine Einsätze wenig beeindrucken. ״Ein Polizist wollte uns aufhalten, aber wir haben ihn reingelegt."

"Joram hat versprochen, dass wir in einem halben Jahr mit Pistolen arbeiten dürfen", erzählt Rivka.

"Hoffentlich", sage ich und versuche zu gähnen.

Ich liege zu Hause auf meinem Bett und warte darauf, dass meine Eltern einschlafen. Beide arbeiten körperlich schwer und gehen früh zu Bett.

Unten, im zweiten Stock, spielt ein Grammofon. Ein Junge ruft etwas und eine Frau lacht laut und provokativ. Das ist meine rothaarige Nachbarin. Bei ihr wird jeden Abend getanzt. Verdorbene Jugend, die nichts zu tun hat. Die Rothaarige ist großgewachsen

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