und hübsch. Mehrmals am Tag treffen wir im Treppenhaus aufeinander und sie blickt mich herablassend an. Sie meint, ich sei schüchtern, weil ich noch nicht versucht habe, ihre "Bekanntschaft" zu machen, um ihre Partys zu besuchen. Wenn die wüsste, womit ich mich an den Abenden beschäftige ... Immer wieder spüre ich die Versuchung, ihr gegenüber meine Mitgliedschaft im Untergrund anzudeuten. Wenn sie eine Pistole in meinem Hosenbund entdeckte, würde sie anders über mich denken! Aber man muss sich zurückhalten.

Wieder dieses laute Lachen.

Wir, die Irgun-Mitglieder, brauchen uns keine Gedanken zu

machen, wie wir unsere Zeit verbringen. Wir leben unter HochSpannung, von Einsatz zu Einsatz, in großer Gefahr. Der Irgun ist Beruf, Unterhaltung, Liebe - alles zusammen. Er erfüllt unsere Tage, nutzt unsere Energie. Das Ziel ist vorgegeben. Alle Probleme sind uns klar und genauso ihre Lösungen. Wir müssen den Dingen nicht mehr auf den Grund gehen.

Im Büro nicke ich öfter ein. Mein Arbeitgeber hat mich bereits nach dem Grund meiner Nachlässigkeit gefragt und mir mit Kündigung gedroht. Als ob der Job wichtig sei. Ich werde einen anderen finden. Das Wichtigste ist, mit den Einsätzen fortzufahren. Vor allem jetzt, da die Briten das Weißbuch2 veröffentlicht haben und der Irgun einen Großangriff gestartet hat.

Im Zimmer meiner Eltern geht das Licht aus. Ich stehe auf und öffne meinen Schrank. Er hat vier Fächer. Die drei oberen sind voller Bücher. Meine Kleidung und meine persönlichen Sachen liegen im vierten Fach.

Mit meinen Blicken streichele ich die Bücher. Eines nach dem anderen habe ich sie gekauft und sie alle gelesen. Dafür habe ich auf neue Kleidung und auf Kinobesuche verzichtet.

Die Bücher sind nach Inhalt und Größe sortiert. In den beiden oberen Fächern liegen die politischen Bücher. Und Politik ist Revolution: Machiavelli, Marx, Lenin, Gandhi, Stalin, Hitler. Auf dem Fach darunter liegen Bücher über Kriegsgeschichte und Kriegsführung.

Ich bin 16 Jahre alt. Nicht alle Bücher waren leicht zu verstehen. Ich habe einige zwei-, dreimal gelesen, bis ich glaubte, den Inhalt begriffen zu haben. Die Autoren sind meine Lehrer.

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